Band: Vouipe
Album: EP 1
Genre: Electro / House / Experimental
Label: Glad We Met
VÖ: 3. April 2020
Webseite: vouipe.com
Seit zehn Jahren touren Vouipe rund um den Romand Dimitri Güdemann nicht nur durch die Schweizer Bühnenlandschaft, sondern in ihrem experimentellen Electronica durch die ganze Welt. So mischen sich im Sound die Synthesizer mit Samples aus aller Heeren Länder und die wiederum gehen auf in den dazu gemischten Klängen von Alphorn, Fujara oder Digeridoo. Ja, man kann hier tatsächlich behaupten, die Erde sei (auf) eine(r) Scheibe ohne als verrückt abgestempelt zu werden.
Nun kehrt Vouipe aus der Weite, die zuletzt auf der EP „Cosmic Hum“ die Grenzen des irdischen gesprengt haben, zurück. Back to the roots so zu sagen. Wie gut, hat Herr Güdemann seine Wurzeln in den rauen Winkeln der Felsen, der Marmorierung des Granits, den zerklüfteten Schluchten und wilden Bächen und den abgründigen Untiefen des Wallis – und nein, ich bin nicht voreingenommen als Exilwalliser. In dieser, immer noch von der Natur bestimmten Landschaft, will Vouipe die Harmonie von Ort und Klang spürbar machen. Dafür tourte Dimitri Güdemann mit seinem VW T3 durch die vielfältigen Täler und über die hohen Pässe seiner Heimat und liess sich an ausgewählten Orten für mehrere Tage mit seinem mobilen Studio inspirieren. Entstanden sind einzigartige Sounds getragen von den eingefangenen Samples der Natur und dem menschlichen Einfluss in ihr als Basistruktur, abgemischt mit viel Leidenschaft und geschmeidiger Elektronik zuhause im Studio. Als Vorabzückerchen zum neuen Album „Lichen“, welches dann im Oktober erklingt, erscheinen drei EP’s mit diesen eingefangenen Ortsklängen.
„EP 1“ heisst die Erste. Sie erklingt auf dem „Oberalp Pass“ am Tomasee, welcher als Quelle des Rheins gilt. Das natürliche Plätschern des Wassers wird kurzum umgewandelt in einen klingenden, xylophonartigen Grundsound und schon lässt sich der mittlerweile elektronische Fluss nicht mehr halten und strömt die steilen Berghänge hinunter, mal gemächlich, dann sprudelnd und stürmisch, vorbei an den gesungenen Städten für welche er Lebensader ist. Vaduz – Koblenz – Basel – Stassbourg – Mannheim – Köln, dann befinden wir uns an der Nordsee. Turnaround und umgekehrt dasselbe. Eine musikalische Reise nur gedanklich vollführt. Stillhalten ist jedoch nicht, die Sequenzen sind eine immer währende Abfolge dieses elektronischen Fliessens mit schnittigem Bass, weil Stein schlägt auf Stein, im Hintergrund. So gerät auch der Körper in Schwingungen. Erst zum Schluss wechselt der Ton wieder in seinen Ursprung – das Plätschern – super sahnig das Ganze.
Der zweite Titel „Emosson“ ist etwas variabler, lebt von den eingefangenen Geräuschen des Echos auf den Leitplanken dieses mächtigen Staudamms im Unterwallis mit Blick auf das überwältigende Mont Blanc Massiv. Rollender Fels und in der Hand zerdrückter Schnee gesellen sich dazu. Dann immer wieder das Fujara, In Put’s von Worldmusic und wieder sind wir zwar an diesem einen Ort, befinden uns gleichzeitig aber auch überall sonst – Futuristisch anmutendes, versoundetes Beamen – ENERGIE! Auch hier zu guter Letzt wieder am Damm im VW, dessen Dach den Abschlusssample gibt.
Chic, diese zwei Opener in der kommenden Serie. Tanzbar allemal, mit einem imaginären Hang zu überschwänglichem Freiheitsdrang und gefährlich schleichendem Suchtpotenzial für Experimentierfreudige. Ich bin jetzt schon angefixt auf „EP 2“ und 3, auf denen unser Fixpunkt immer im Land am Rhonestrand sein, die Strahlkraft in die Weite, so vermute ich jedoch, keine Grenzen kennen wird.
Tracklist:
1. Oberalp Pass (Radio Edit)
2. Oberalp Pass
3. Emosson
Bandmitglieder:
Dimitri Güdemann
Gründung:
2010
Text: Sebastian Leiggener