Band: Von Wegen Lisbeth
Album: sweetlilly93@hotmail.com
Genre: Indie
Label: Columbia
VÖ: 3. März 2019
Webseite: vonwegenlisbeth.de
25 oder 26, je nach Geburtsdatum – so alt wäre die Lilly, die dem zweiten Von Wegen Lisbeth-Album ihren Namen gab. Beziehungsweise, ihre E-Mailadresse verlieh der Scheibe den Namen, wobei das mit diesen E-Mailadressen ja so eine Sache ist, da hinter „sweetlilly93@hotmail.com“ durchaus auch der Mittvierziger Max aus Osnabrück oder der vierzehnjährige Kevin aus Dresden stecken könnte, die sich dank dem kostenlosen E-Maildienst von Microsoft eine neue Identität zu verpassen ersuchen. Mit Identität und Selbstinszenierung im Internet ist das ja auch so eine Sache. Eine der Sachen, denen Von Wegen Lisbeth anlässlich ihres zweiten Albums ein paar Songs gewidmet haben. Datingapps, durch Yoga ausgedrückte Weltverbesserungsintentionen, fehlende Veränderungen der Politik Deutschlands und zu viele Veränderungen des alltäglichen Ostberliner Lebens – „sweetlilly93@hotmail.com“ hat sich eine Meinung zu all diesen Themen gebildet und teilt diese nun auf wunderbar humorvolle Art und Weise mit der Hörerschaft, die seit dem ersten Album „Grande“ (2016) stetig zugenommen hat.
Von Wegen Lisbeth bereisten die letzten Sommer die namhaftesten Festivalbühnen Österreichs, Deutschlands und der Schweiz. Das Cover von „sweetlilly93@hotmail.com“ macht schon wieder Freude auf den bevorstehenden Festivalsommer: Kaputte Plastikstühle, ausgeschüttete Pommes, Plastikbecher, Rauch, die Szenerie einer wilden Sommerparty (wobei einem da auch ein paar Dinge ins Auge springen, die da irgendwie nicht so ins Bild passen. Ein Hummer zum Beispiel. Würstchen. Ein Wäscheständer…). Wem „Grande“ musikalisch zusagt, der wird sich auch bei „sweetlilly93@hotmail.com“ wiederfinden, und die Tanzbarkeit der neuen Songs ist wohl nicht in Frage zu stellen. Überzeugen vom Tanz- und Spassfaktor können sich Skeptiker oder hinter dem Mond lebende unter anderem am Open Air Lumnezia oder am Lakelive sowie auf den Festivals ihres Vertrauens in Deutschland und Österreich.
Die unterschwelligen, oftmals hinter lustigen Anekdoten und geschickten Reimen und Wortspielen verborgenen Seitenhiebe gegen Personen des öffentlichen Lebens, darin eingeschlossen eifrige Benutzer unterschiedlicher Social Media-Plattformen, regen zu Selbstreflexion an. Also, zumindest, wenn man über die Witzmauer klettert und mal von der eigenen Haustüre kehrt. Die Texte auf andere beziehen und sich mit den fünf Berlinern – nein, nicht die feinen, mit Confi gefüllten Brötli, die anderen – einig sein, ist stetige Alternative. Grundlage für die Wortketten und Satzgebilde sind zumeist autobiografische Erfahrungen, denen dann einiges zu- und angedichtet wird, bis man am Ende sowas erhält: „Ich bin immer da, Habibi; Schleiche um dich rum, Nagini; Ich will dich ganz allein; Will dich ganz allein. Gleich hinter Aral; Ausfahrt Nuthetal; Da schmier‘ ich auf den Stein; Ich will dich allein.“
Tracklist:
1. Wieso
2. Lieferandomann
3. Alexa gib mir mein Geld zurück
4. Staub und Raub
5. Jede Ratte der U8
6. 30 Segways, ein Ferrari
7. Lilly
8. Westkreuz
9. Alles was ich gern hätte
10. Am wenigsten zu sagen
11. Gefährder
12. Alle 11 Minuten
13. Irgendwas über Delfine
Mitglieder:
Matthias Rohde – Gesang und Gitarre
Julian Hötling – Bass
Robert Tischer – Synthesizer und Perkussion
Doz Zschäbitz – Gitarre
Julian Zschäbitz – Schlagzeug
Gründung:
2006
Text: Sarah Rutschmann