Manic Depression Records / VÖ: 17. November 2017 / New Wave, Indie
visionsinclouds.com
Text: Michael Bohli
Vor einem Jahr wurde der immer schwerer werdende Nebel von einem Hoffnungsschimmer durchstossen, denn mit „Masquerade“ erblicke das erste Album der Luzerner Gruppe Visions In Clouds das schummrige Licht der Welt. In gefühlvoller und wunderbar retroaktiver Weise belebten die Mannen um Sänger und Gitarrist Pascal Zeder und Schlagzeuger Simon Schurtenberger das kühle, aber nie menschenfremde Genre des Post-Punk und Cold Waves neu. Zwölf Monate später darf man nun erneut durch die monochrom wirkende Innerschweiz gleiten, „Levée En Masse“ ist da.
Mit vier neuen Liedern und einem Intro mit dem Namen „Ouverture“ laden uns Visions In Clouds dazu ein, die Fortschritte der Band in Songwriting und Auftreten genauer zu betrachten. Denn im Gegensatz zum vorangegangenen Album legen sich hier Einflüsse des modernen Indie und des synthetischen New Wave auf die Stücke. So locken Momente wie „Every Day I’m Sorry“ zwar weiterhin mit Keyboardspuren, die auch New Order gerne abstauben würden, wagen aber auch den Spagat in Röhrenjeans. Das verleiht der Musik eine frische Atmosphäre und beweist umso stärker, dass die Zeit nicht linear abläuft.
Visions In Clouds sind aber immer dann am stärksten, wenn sie ihre Wave-Gitarren mit viel Hall und den darauf losmarschierenden Bass an die Front stellen. „Rage In Silence“ und „Afraid No More“ zeugen herrlich schimmernd davon und locken auch winterschlafende Gruftis aus ihren Katakomben – und „Levée En Masse“ beweist, dass im November aus Luzern nicht nur schreckliche „Musik“ von betrunkenen Verkleidungskünstlern kommen muss.