Four Music / VÖ: 3. Juni 2022 / Pop
tovestyrkemusic.com
Text: Michael Bohli
Etwas verspätet ist «Hard» an meinem Horizont aufgetaucht, um zu beweisen, dass 2022 ein wirklich gutes Jahr für Popmusik ist. Im Gegensatz zu der Fotografie auf dem Cover, bei der man denken könnte, dass einiges in Fetzen liegt, ist die Scheibe von Tove Styrke über alle Zweifel erhaben und mit Hits bestückt. Gleich das erste Stück «YouYouYou» betört mit geschicktem Aufbau und wunderbaren Refrain. Was Popstars wie Dua Lipa können, das ist für die Musikerin aus Schweden kein Problem.
Sprechgesang und Takt bei «Free», Gitarrenriffs und elektronisch erweiterter Gesang in «Cool Me Down» – mit Tove Styrke erhält man treibende, energiereiche und moderne Musik, die sich nie zu weit in die künstliche Umgebung begibt. Es macht Spass, sich mit «Hard» auseinanderzusetzten und bei jedem Durchgang neue Lieblinge zu küren. Natürlich fehlen auch die rhythmischen Verlockungen nicht («24H»), dann wieder gibt es minimalistisch gehaltene Gerüste voller Gefühle («Millenial Blues»).
Bei «Hard» wird die Liebe behandelt, Tove Styrke nähert sich allerdings nur bei «Show Me Love» der süsslichen Weise des Singer-Songwriter-Pop. Der Rest der Platte ist für befreiende Stunden voller Tanz und Diskussionen geeignet, mit besten Freund:innen und der kleinen Achtzigersehnsucht im Nacken («Start Walking»). Sogar die Schatten sind hier aushaltbar und bezirzend, «Hardcore» macht es vor.