Band: Tonight Alive
Album: Underworld
Genre: Rock / Pop
Label: Hopeless
VÖ: 12. Januar 2018
Webseite: tonightalive.com
Ja, verdammt nochmal! Auf solche Songs wie „Temple“ steh ich einfach total: Tonight Alive steigen mit einem düsteren Riff in ihren Alternative Rock ein, drehen beim Refrain dann aber das Vehikel komplett um und landen mitten im keyboardbefeuerten Power Pop. Sängerin Jenna McDougall darf düster vor sich hin singen und dann plötzlich mit ihrer hellen Stimme die gesamte Welt umarmen – das macht Laune und bleibt für lange im Zeit im Kopf hängen. Doch leider ist nicht alles auf „Underworld“ so gelungen und ausgeglichen, oft scheint der Zucker den ehemaligen Pop-Punk komplett überzogen zu haben.
Das vierte Album von Tonight Alive ist keine typische Fortsetzung ihres bisherigen Klangs, gibt es doch im Gegensatz zum sehr glatten Vorgänger „Limitless“ wieder mehr Kanten und böse Riffs. Aber trotzdem übertreiben es die Australier in keinem Song, ihre Lieder fügen sich weiterhin den Verlockungen des Schönklangs und der bunten Farben. Mit Gästen Lynn Gunn (PVRIS) und Corey Taylor (Stone Sour, Slipknot) holte man sich auch gleich zwei Stimmen ins Boot, die beide Extreme vertreten. Aber auch ohne Verstärkung schlägt sich die Band wacker und zielt immer in die korrekte Richtung. „In My Dreams“ ist wunderbar gross, „Crack My Heart“ verbindet Kampfgeist mit Empathie und „Waiting For The End“ besitzt die nötige Schwere.
Tonight Alive wissen also, wohin mit ihrer Musik – aber kommen nur selten in guter Form im Ziel an. Man hat das Gefühl, dass „Underworld“ oft die Einfälle irgendwie nicht korrekt bündeln kann und seine wahre Grösse verfehlt. Zu oft landet man im College-Radio, zu oft klingt alles wie böse geschminkter Pop der grossen Stars. So bleiben am Ende ein paar wirklich mitreissende Songs, tolle Riffs und das Charisma von McDougall – aber halt auch eine gewisse Leere. Für die Untermalung eines fröhlichen Fests eignet sich die Scheibe aber sicher gut.
Tracklist:
1. Book of love
2. Temple
3. Disappear (Feat. Lynn Gunn)
4. The other
5. In my dreams
6. For you
7. Crack my heart
8. Just for now
9. Burning on
10. Waiting for the end
11. Last light
12. Looking for heaven
13. My underworld (Feat. Corey Taylor)
Bandmitglieder:
Jenna McDougall – Gesang
Jake Hardy – Gitarre
Cameron „Cam“ Adler – Bass
Matt Best – Schlagzeug
Gründung:
2008
Text: Michael Bohli