Audiobulb Records / VÖ: 4. Mai 2022 / Ambient
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Text: Michael Bohli
Man muss die Tiere nicht mögen, der Wirkung von «Blue Dolphin» kann man sich trotzdem nur schlecht entziehen. Durch die Wellen scheint man mit den elektronischen Klängen zu gleiten, die Sonne scheint auf den Rücken, das Meer schimmert in wunderbaren Blautönen. «Tayutau», japanisch für Umhertreiben, bietet Musik gemäss dem Etikett und zeigt die sanfte Seite des Künstlers Tomo-Nakaguchi.
Dass gewisse Synthesizer wie beim Soundtrack von «Blade Runner» klingen, macht das Album nicht kantiger. Vielmehr setzt der Musiker aus Japan damit spannende Akzente in seiner Electronica und unterstreicht das entspannte Gefühl. Man schwebt, fliegt und treibt, die 13 Tracks sind eine Wonne für das Herzen. Die Zeit wird langsamer, die Umgebung transformiert sich gemäss Tracknamen wie «Waking Up In The Night Zoo» oder «A Drizzly Rain Day In Asagaya». Tomo-Nakaguchi benötigt nur wenige Klänge und Flächen, geht damit aber so geschickt um, dass der Zauber beständig bleibt.
Zwischen den Texturen und Schichten sind verzerrte Gitarren zu vernehmen, tropfende Pianomelodien und raumfüllende Experimente. Das verbindet «Tayutau» mit dem älteren Schaffen von Tomo-Nakaguchi, kennt man ihn als Mitglied der Experimental-Rock-Band 1769. So warm und menschlich wie auf dieser Platte war er aber noch selten, die Flagge auf dem Cover bietet die perfekte optische Untermalung.