Wave Records / VÖ: 15. Dezember 2019 / Post-Punk, New Wave
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Text: Michael Bohli
Die Würze und eine heilende Wirkung, Thymian wird seit vielen Jahren und Zeiten in diversen Bereichen angewandt und dient heute noch als antibakterielles und entzündungshemmendes Naturmittel. Wer sich dieses Kraut zu seinem Pseudonym macht, der hat bestimmt keine schlechten Absichten. Josip Tijan, der seit kurzer Zeit unter neuem Namen als Solokünstler Musik im Bereich New Wave und Post-Punk veröffentlicht, beweist dies mit seiner ersten, gleichnamigen EP. Vier Lieder, welche entspannt auftreten und trotzdem intensiv wirken.
Alles an der EP wurde von Thymian selber eingespielt und aufgenommen, eine Schlafzimmerplatte also, die nicht wirklich danach klingt. Die Gitarren dürfe ihre Melodien klar ausbreiten, die Drummachines klingen nie nach Lo-Fi, sondern schmücken sich mit dem genrebedingten Volumen. Und darüber breitet der Musiker seine Texte mit passendem Baritongesang aus, eine Eigenschaft, welche die Songs in die Nähe von John Maus bringt. Weniger mystisch als beim Amerikaner, dafür warm und zeitlich entrückt.
Wie die Musik sowieso, „Composure“ oder „Modern Fantasy“ könnten eigentlich auch 30 Jahre alt sein. Altbacken oder überholt zeigt sich Thymian trotzdem nicht, gerade in diesen Zeiten, in denen die Achtzigerjahre wieder zu einer Tugend geworden sind, reizen die repetitiven Rhythmen und stechenden Basslinien. Schnell wird man von diesen vier Liedern verführt, ohne sich danach schmutzig oder ausgenutzt zu fühlen.