Yep Roc Records / VÖ: 22. Juli 2022 / Alt-Country
thesadies.net
Text: Torsten Sarfert
In Kanada sind sie längst Kult: Die Nudie-Suit tragenden Alternative Country Rocker The Sadies. Hierzulande weitgehend sträflich unbekannt, sollte sich dieser Status mit ihrem neuen und bereits elften Studio-Album „Colder Streams“ problemlos ändern. Immerhin ist es laut Presseinfo „das beste Album aller Zeiten, welches jemals von irgendjemandem gemacht wurde“. Dieser nette Werbegag allein zeigt die Schrulligkeit einer Band, die sich genretechnisch im weiten Spannungsfeld von Garage Rock und Americana verorten lässt und schon seit ihrer Gründung 1994 macht was sie will. Seien es Kollaborationen mit kanadischen Kollegen wie Blue Rodeo oder Neil Young, Auftritte als Begleitband von Neko Case, gemeinsame Aufnahmen, Tourneen oder Konzerte mit Jon Spencer, John Doe oder Kurt Vile. Es gibt zwar noch keine „Sadies-Heads“ aber Vergleiche mit Grateful Dead sind nicht allzu weit hergeholt. Sowohl musikalisch als auch in sozialer Hinsicht.
Ihr Landsmann Richard Reed Perry, seines Zeichens multi-instrumentales Mitglied der Indie-Rocker Arcade Fire, produzierte das Album mit illustren Gästen wie z.B. dem o.g. Jon Spencer an der Fuzz-Gitarre bei „No One’s Listening“. Ziemlich gute Voraussetzungen für das beste Album aller Zeiten also. Herausgekommen ist tatsächlich ein unvergleichliches Garage/Indie-Werk voll mit wirbelndem, psychedelischem Surf-Rock, gelegentlich mit einer Dosis Country-Western-Halluzinogenen versetzt. Letztere sollten bei Calexico für eine leichte Grünfärbung ihrer wüstenwettergegerbten Gesichter sorgen. Mit „Cut Up High And Dry“, „So Far So Few“ und „All The Good“ finden sich mindestens drei potenzielle Hits auf „Colder Streams“, wären wir nicht in einer Welt von (auch musikalischen) Algorithmen gefangen.
Leider verstarb The Sadies Mastermind Dallas Good kurz nach Fertigstellung der Platte im Februar 2022 und bekam die Veröffentlichung des wahrscheinlich essenziellsten Albums der Gruppe im Juli tragischerweise nicht mehr mit. Das macht „Colder Streams“ vielleicht nicht zum besten Album aller Zeiten, aber definitiv zu einem grossartigen Vermächtnis einer grossartigen Band, deren live-Qualitäten legendär waren.