Kscope / VÖ: 22. Oktober 2021 / Art Rock
pineapplethief.com
Text: Michael Bohli
Für einen Hinweis auf das Konzert von The Pineapple Thief in Pratteln kommt diese Rezension zu spät, dafür kann man die Besprechung als Trostpflaster für einen eventuell verpassten Auftritt betrachten. Mit «Nothing But The Truth» haben die Art-Rocker aus England ihr aktuelles Album «Versions of the Truth» in ein Live-Erlebnis verwandelt, ursprünglich als Streaming-Extravaganz im April 2021 global ausgestrahlt. Die Transformation zum Album funktioniert sehr gut, je nach gekaufter Version erhält man die bewegten Bilder des stilvoll gefilmten Events gleich mit dazu.
Ohne lange auf den richtigen Moment zu warten, steigen die Mannen um Bruce Soord energetisch und druckvoll in den Song «Versions of the Truth» ein. Düster und bedrohlich, voller Feinheiten und nahe an der Studioversion, diese Darbietung von The Pineapple Thief kann sich mehr als hören lassen. Das bleibt während den 90 Minuten und 17 Songs so, man unternimmt mit den Musikern eine Reise durch den Katalog. Das emotional-kräftige «Someone Pull Me Out of Here» von «All The Wars», der zehnminütige Prog-Tanz «White Mist» (von der Platte «Dissolution») oder der schwelgerische Abschluss mit «The Final Thing On My Mind» von «Your Wilderness» – alles da.
Gavin Harrison zaubert wie gewohnt meisterhaft am Schlagzeug, Gitarren und Bass lassen sich vom Keyboard umgarnen, der Gesang ist kräftig und sicher. The Pineapple Thief sind im letzten Jahrzehnt zu einer selbstsicheren und beeindruckenden Liveband herangewachsen, «Nothing But The Truth» ist das Zeugnis davon. Zwar ohne Publikum und zwischenmenschlichen Austausch, dafür mit vielen Hits und mitreissenden Passagen. Prog-Freunde greifen, ohne zu zögern zu, an experimenteller Rockmusik interessierte Menschen ebenfalls.