Band: The Hirsch Effekt
Album: Kollaps
Genre: Math Rock / Hardcore
Label: Long Branch Records
VÖ: 8. Mai 2020
Webseite: thehirscheffekt.de
„Nein, es wird schon nicht so furchtbar.“ Doch ganz sicher klingt diese Aussage nicht, wenn The Hirsch Effekt ihr Chaos bei „Noja“ für einen kurzen Moment innehalten lassen uns das Stück sogar mit einem Rap-Part garnieren. „Kollaps“, das fünfte Werk des Trios aus Deutschland ist ein Sturm der Gegenwart, eine politisch garnierte Explosion mit typischen Hirschen-Sounds und neuen Zutaten. Die aktuellen Unsicherheiten und Schrecken in Wirtschaft und Gesellschaft haben den Weg in das Konzept der Texte gefunden, Kinderchor und Elektronik begleiten den Math Rock.
Ob Prog oder doch Hardcore, diese Frage muss man bei The Hirsch Effekt nicht mehr diskutieren. Die Mannen lassen ihre Lieder dahinziehen, wo es nötig ist, egal wieviel Schmerz das mit sich bringt. „Torka“ fügt Post-Metal-Flächen und Industrial-Bass zusammen, „Domstol“ ist ein melodisch überzeichneter Dialog, „Allmende“ der Feuer- und Aschesturm, der alsbald über unseren Planeten einbrechen wird. Verglichen mit „Eskapist“ wirken die Lieder griffiger und knackiger, niemals aber weniger aggressiv oder energiegeladen. Der Titelsong schwelgt kurz in den Ruinen, meist aber tanzen Finger und Gliedmassen rasant über die Instrumente.
„Kollaps“ ist als Einheit angelegt, mit Kommentaren und ironischen Sätzen zu dem Wahnsinn, der in unseren Breitgraden tobt. Jegliche Normalität wird von The Hirsch Effekt in der Musik durch abrupte Wechsel und gnadenlose Ausfälle getilgt, eine trügerische Sicherheit findet man nur im Auge des Orkans („Moment“). Darum ist die Platte weder angenehm noch einfach zu erfassen, erneut aber ein wahres Tiefseebecken an klanglichen Überraschungen und emotionalen Atmosphären. Harsch, wie die Welt halt ist.
Tracklist:
1. Kris
2. Noja
3. Deklaration
4. Allmende
5. Domstol
6. Moment
7. Torka
8. Bilen
9. Kollaps
10. Agera
Bandmitglieder:
Nils Wittrock – Gitarre und Gesang
Ilja John Lappin – Bass und Gesang
Moritz Schmidt – Schlagzeug
Gründung:
2009
Text: Michael Bohli