Bella Union / VÖ: 11. September 2020 / Psychedelic Rock, Pop
flaminglips.com
Text: Michael Bohli
Denkt man an ein Land, wenn man sich die Musik von The Flaming Lips anhört? Weniger, viel stärker sind die Assoziationen mit abgefahrenen Umgebungen, ausserirdischen Figuren und kunterbunten Kulissen. Das bewies die Gruppe um Frontmann Wayne Coyne zuletzt mit dem psychoaktiven Pop von „King’s Mouth“ und den Liveerinnerungen „The Soft Bulletin: Live At Red Rocks„, im neusten Studioalbum werden die weichen aber umgestellt. Bereits der Titel „American Head“ zeigt, dass sich die Herren mit ihren Instrumenten fest auf dem heimatlichen Boden aufgesetzt sind.
Eine totale Abkehr von der flirrenden Art-Rock-Krönung sind die 13 Lieder natürlich nicht, allerdings waren The Flaming Lips noch nie so harmonisch und emotional gefestigt wie bei „American Head“. Die Frage nach der Herkunft vermischt sich mit den klanglichen Traditionen des Landes, Country-Star Kasey Musgraves darf sogar als Sänger bei einigen Songs mitmischen. Dazu gesellen sich die wunderschönen Synthieflächen, der melancholisch erhabene Gesang und das Gespür für packende Melodien. „Mother I’ve Taken LSD“ ist ein solcher Erfolg, „Flowers Of Neptune 6“ und „Mother Please Don’t Be Sad“ sowieso.
Natürlich gibt es weiterhin die leicht schiefen Gitarren, die Ausfälle und rauen Gefüge im Sound – „American Head“ ist ein Album, das für ein wohliges Gefühl sorgt und den Tag mit einem hellen Strahlen ausfüllt. Die Liebe ist wichtig, nicht woher wir stammen und wonach wir streben, das wissen The Flaming Lips. Und zementieren diese Aussage mit „My Religion Is You“ zum Abschluss der Platte. Wenn jemand 2020 noch retten kann, dann sind es diese Mannen und ihre neuen Songs. Heben wir doch gemeinsam zu „Watching the Lightbugs Glow“ ab.