Concord Records / VÖ: 25. Februar 2022 / Pop, Rock
tearsforfears.com
Text: Michael Bohli
Fast zwei Jahrzehnte ist es her, seit das legendäre Pop-Duo Tears For Fears die Welt mit ihrem letzten Album zum Tanzen und Denken gebracht hat. Jetzt ist es wieder so weit, «The Tipping Point» ist ein Kommentar zur aktuellen Welt, erarbeitet während vielen und nicht immer einfachen Jahren, eine Fortsetzung und zugleich Neudichtung der bandeigenen Legende. Die grösste Hürde für die zehn neuen Songs ist allerdings nicht das Album selbst, sondern die gestellten Erwartungen. Werke wie «Songs From The Big Chair» oder «Elemental» sind schier unüberwindbare Massive.
Anstatt zu Klotzen, beginnen Tears For Fears ihre Comeback-Scheibe mit dem zurückhaltenden «No Small Thing». Zweistimmiger Gesang, akustische Gitarre und eine voluminöse Produktion – fast als ob sich die Musiker an uns alle herantasten würden. Nach zwei Minuten ist das Selbstbewusstsein gestärkt, das Stück baut sich auf gewohnte Weise immer weiter auf. Emotionen, Grösse, Dichte – und moderne, elektronische Bauteile, wie beim Titelsong oder dem wahnsinnig mitreissenden und düsteren «My Demons»: Die Bässe dürfen dröhnen, die Synthesizer den Ton angeben.
Kompositorisch will nicht alles gelingen, «Break The Man» ist zu gefällig und in der zweiten Hälfte geht dem Album etwas der Atem aus. Trotzdem, «The Tipping Point» ist Pop-Rock, der die Eigenheiten von Tears For Fears in das Jahr 2022 bringt, ohne anzubiedern oder verstaubt zu wirken. Die Prise Kitsch gehört dazu, der Fokus auf knackige und eingängige Songs passt. Und mit Liedern wie «End Of Night» steht man zugleich in den Achtzigerjahren wie der Gegenwart.