17. September 2018
Im Gespräch mit: Alberto Tocados (Bass) von Toundra.
Gegründet im Jahre 2007, haben sich Toundra sehr schnell als treibende Kraft hinter dem instrumentalen Rock in Spanien positioniert. Mit vielen lauten Passagen, heftigen Gitarrenstürmen und einer hohen Emotionalität passen ihre Lieder perfekt in die warmen Landstriche von Südeuropa. Das bewies auch ihr neustes Album „Vortex„, welches diesen April mit feinen Details und viel Energie dem Ruf der Gruppe gerecht wurde. Dass man am Bergmal Festival in Zürich sogar Songs vom Kollaborationswerk unter dem Namen Exquirla vernehmen darf, scheint unwahrscheinlich, mitreissend und gross wird das Konzert aber auf jeden Fall.
Mehr Informationen zum Bergmal Festival, welches vom 19.-20.10.2018 stattfindet, findet ihr hier. Tickets gibt es bei Ticketino.
Michael: Wie kommt es, dass ihr euch nach einer kalten und kargen Landschaft benannt habt, während ihr aus dem warmen Spanien stammt?
Alberto: Als wir die Band gründeten, waren wir stark von Bands aus kälteren Regionen beeinflusst, also machte es Sinn. Nach all den Jahren wurde es überall wärmer und ich denke, man spürt dies in unserer Musik.
Wird es nach dem Exquirla-Experiment mit dem Flamenco-Sänger Niño de Elche weitere gemeinsame Alben geben?
Wir sind offen für diese Kooperationen, aber im Moment konzentrieren wir uns zu 100% auf Toundra. Wir haben viel zu tun, aber wenn sich die Gelegenheit bietet und sie attraktiv ist, werden wir sie mit Sicherheit nutzen.
Eure Songs sind oft laut und massiv. Wie schreibt man weltenerschütternde Musik?
Ich glaube, es ist die Band-DNA. Wir haben diese Art des Spiels über all die Jahre entwickelt und im Moment fühlt es sich einfach an, es auf diese Art zu machen. Wir fühlen uns wirklich wohl dabei, diese Art von Musik zu spielen, und das fliesst in den Schreibprozess ein.
Kann Instrumentalmusik politisch sein? Oder war das nie euer Ziel?
Wir wollten schon immer etwas aussagen. Ich denke, Kunst ist, was immer du willst. Ich bin überrascht, dass die Leute normalerweise sagen: „Alle Kunst ist politisch.“ Ich treffe jeden Tag Menschen, die unterschiedliche Herangehensweisen haben: Spiritueller, gefühlsbetoner, als Werkzeug zum Lernen oder für eine bessere Konzentration, etwas, um sich beim Training zu motivieren … Ich würde nicht sagen, dass unsere Arbeit politisch ist, wenn jemand sie für die Meditation nutzen will. Ich will andere nicht zwingen, etwas bestimmtes zu fühlen oder zu denken, jeder hat seine eigene Meinung und das wollen wir respektieren. Natürlich haben wir innerhalb der Band starke politische Ideen, und wer unsere Social Media-Netzwerke beobachtet weiss das. Aber ja, es gibt Raum, uns so zu hören, wie du es dir vorstellst.
Ein Wal ist das Maskottchen des Bergmal Festivals. Welches Tier wäre perfekt, um eure Musik zu repräsentieren?
Ich pflegte das mit dem Wolf zu beantworten, nach einigen Jahren war es dann der Fuchs. Aber im Moment würde ich das Schnabeltier nehmen. So viele verschiedene Dinge vermischen sich auf seltsame Weise – genau wie bei einem freundlich aussehenden, aber tödlichen Schnabeltier.
Werdet ihr auch an den anderen Shows und Konzerten des Festivals teilnehmen?
Natürlich. Das ist eines der besten Dinge daran, in einer Band zu sein: Die Teilnahme an Shows von Leuten, die man bewundert, wie auch neuen, aufregenden Bands.
Welche Bands und Künstler sollte man sich nicht entgehen lassen?
Jaga Jazzist – ich liebe sie. Und ich empfehle auch Our Next Movement, mit welchen wir vor einigen Jahren gespielt haben und freue mich darauf zu sehen, wie sie sich seitdem entwickelt haben.
Was verbindet Toundra mit Zürich?
Das erste Mal, als wir dort waren, spielten wir keine Show. Wir hatten einen freien Tag in Winterthur und beschlossen nach Zürich zu fahren, um zu sehen, wie die Stadt ist. Ich glaube, es war unser erster freier Tag auf dieser Tour überhaupt. Es fühlte sich wie ein schöner Moment von damals an, als du mit deinen Freunden in der Band zusammen warst, ohne den Druck von Ausgangssperren oder Wegkilometern zu spüren. Nur purer Spass.
Wie klingt Post-Rock und was folgt danach?
Für mich ist es Freiheit im Moment. Frei, Stile zu mischen, frei, „verbotene“ Instrumente oder Techniken in der Rockmusik einzuführen. Frei, etwas zu schaffen, das über das Schreiben von Songs hinausgeht und etwas Tieferes ohne Grenzen darstellt.
Vielen Dank für eure Zeit und Musik.
Interview: Michael Bohli