Southern Lord / VÖ: 26. April 2019 / Drone Metal
sunn.southernlord.com
Text: Michael Bohli
Auf diesen Seiten waren Sunn O))) schon lange nicht mehr anzutreffen, was aber nicht nur an uns lag. Denn nach der Kooperation mit Ulver („Terrestrials„) folgte nur noch das Album „Kannon“, seither dröhnte es selten aus den Verstärkern der Amerikaner. Mit „Life Metal“ gibt es nun endlich vier neue und lange Gründe, die schwarzen Kutten überzuwerfen und seine Gedärme gehörig durcheinanderwirbeln zu lassen: Die Könige des Drones sind zurück, mit einem ätherischen Album, das bereits Ende Jahr ein Geschwister erhalten wird.
Obwohl die Musik von Sunn O))) immer auf demselben Schema basiert, wird der schleppende und ultratief gestimmte Doom Metal auch bei „Life Metal“ nicht langweilig. Einzelne Saitenanschläge wabern ewig durch die Luft, Töne fliessen ineinander über und kreieren neue Schichten der Empfindung, Körper und Geist werden zur Einheit. Bis zu 25 Minuten dauern die Kompositionen an und wirken so nicht nur bedrohlich, sondern hypnotisch und komplett vereinnahmend. Doch das Werk ist mehr, es ist experimentell und betörend. Sythesizer, Cello und Orgel wurden ein den Sounds eingemischt, der Kosmos erweitert.
„Troubled Air“ ist leichter als erwartet, scheint heller als jemals vermutet und wird dadurch zu einem aufbauenden Stück Drone, das Schönheit aus der Antimaterie kreiert. Zwischendurch kann man auf „Life Metal“ sogar Stimmen vernehmen, der Mensch wird aus der Gleichung nie entfernt. Dass die Gitarren weiterhin im Zentrum stehen, das ist logisch – trotzdem wirken Sunn O))) auf ihrer neusten Veröffentlichung zugänglicher als auch schon. Als ob das geschmolzene, zähflüssige Metall ohne Todesurteil durch unsere Kehlen fliessen könnte.