hithome / VÖ: 9. Februar 2022 / Pop Punk
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Text: David Spring
Die Mitte-Zwanziger sind kein einfaches Alter. Zum ersten Mal so richtig im Leben stehend, mit der ersten in Scherben liegenden Beziehung und dem ersten Job, der uns bereits die Seele aussaugt. Diese tumultuöse Zeit eignet sich hervorragend als Nährboden für kreative Ideen, so auch für die Kölner Indie-Rocker Still Talk, die mit ihrer EP „A Short Collection Of Songs About How Easily I’m Distracted“ erste Lebenszeichen von sich geben.
Der Opener „Dreaming“ macht einen furiosen Start. Mit knackendem Bass, einer unverschämt eingängigen Hook, die an Press Club erinnert, und sattem Drive geht der Song sofort ins Ohr. Mit der tollen Vorabsingle „Veronica“ werden sanftere Töne angeschlagen und „Dark“, eine verträumte Synthie-Ballade, die mit wenigen Instrumenten und dafür umso mehr Gefühl auskommt, zeigen sich Still Talk von ihrer intimen Seite. Dieser Mix steht ihnen ausserordentlich gut zu Gesicht.
„60 Years“ drückt das Gaspedal wieder durch. An Avril Lavigne oder spätere Blink-182 erinnernd, geht das Stück ab und erweckt wohlig warme Gefühle der Nostalgie. Die letzten zwei Songs, „Whole“ und „Nothing“ runden die EP ruhig ab. Ersteres ist ein gemütlicher Indie-Rocker, letzteres eine Piano-Ballade mit schmerzlich ehrlichem Text. Ein für meinen Geschmack etwas zu ruhiger Abschluss, aber für Still Talk und ihren Sound passend.
Die wilde Energie und die Unberechenbarkeit unserer Zwanzigerjahre wurden wunderbar eingefangen. Die Kompositionen sind simpel und doch detailliert. Die starke Stimme von Frontfrau Tanja Kührer und die Melodien angenehm und eingängig, die Balance zwischen wild und zurückhaltend wird perfekt gehalten. Für mich dürften sich Still Talk noch mehr wagen und die Extreme weiter ausloten. So oder so aber geniesse ich den tollen Indie-Rock, den die Band geschaffen hat und freue mich auf mehr.