Loma Vista / VÖ: 25. Oktober 2024 / Indie
soccermommyband.com
Text: Michael Messerli
Sophie Allison ist mit der Farbenlehre noch nicht ganz durch: Auf «Evergreen» nimmt sie wohl mehr Bezug zur Natur, obschon sich natürlich ihre Songs immer noch vorwiegend um belastete Emotionen drehen. Man kann es aber so lesen, dass es Dinge gibt, die bleiben oder standhalten – unabhängig von Jahreszeit und Witterung. Sie ist mit Soccer Mommy einigem treu geblieben, veröffentlicht nach «Sometimes, Forever» bereits ihr viertes Album und ist dabei erst 27 Jahre alt. Die Songwriterin aus Nashville brachte immer schon eine gewisse Coolness oder Humor in ihren traurigen Liedern unter (siehe das Video zu «Abigail»). Dieses Mal fallen aber vor allem die neuen Instrumente auf. Plötzlich steht eine ganze Kapelle in ihrem Schlafzimmer, lässt das ganze orchestraler und tatsächlich luftiger klingen. Jedoch mit Luft nach oben.
«Evergreen» beginnt sehr stark, Allison hat gesanglich nochmals zugelegt. Im schönen Opener «Lost» meint man Phoebe Bridgers singen zu hören. Das ist kein Zufall. Näher an Soccer Mommy ist «Driver», das mit grungigen Gitarren das Road-Trip-Motiv von «Feel It All The Time» vom Vorgänger weiterführt. Allison wiederholt sich nicht, sie verfeinert. Dem immergrünen Album fehlt aber zeitweise etwas der Pfeffer und der Mut. Daran ändern logischerweise die üppigen Streicher und Flöten nichts. Denn nicht selten weicht die musikalische Tiefe dem Schönklang.
Ein bisschen Zeit muss man dem Album geben, um es sich entfalten zu lassen. Ein Song wie «Anchor» zeigt eindrucksvoll auf, wohin die Entwicklung gehen könnte. Hier schlägt Allison ganz andere Töne an, wagt sich aus der Komfortzone heraus. Das steht ihr ausgezeichnet. Der Rest ist souveränes, oft gut oder sehr gut gelungenes Songwriting, dem man die bereits genannten Kritikpunkte unterstellen darf, das aber im Gesamtwerk trotzdem Vorfreude auf das aufkommen lässt, was wir in Zukunft noch von Soccer Mommy erwarten dürfen.