Loma Vista Recordings / VÖ: 28. Februar 2020 / Indie, Pop
soccermommyband.com
Text: Michael Messerli
Blau, Gelb, Grau. Drei Farben, eine Stimmung. Sophie Allison ist nach eigener Aussage die „princess of screwin’ up“. Sie mag jung sein, mit ihren 22 Jahren, und in guter Gesellschaft mit Snail Mail oder beabadoobee. Sie mag ein tolles Debüt veröffentlicht haben (“Clean“), das bereits auf beachtliche Resonanz gestossen ist. Und trotzdem muss es Soccer Mommy deshalb nicht gut gehen. Sie singt selbstironisch ein Lied übers Mistbauen (“Royal Screw Up“) sowie sehr persönlich über Selbstverletzungen (“Bloodstream“) oder ihre todkranke Mutter (“Yellow Is The Color Of Her Eyes“).
Die zehn auf Tour entstandenen Songs folgen einem Farbkonzept, das von Melancholie und Depression (Blau) über psychische sowie physische Krankheit (Gelb) zu Verlust und Tod führt (Grau). Ein roter Faden, könnte man meinen, aber rot kommt hier nicht vor. “Color Theory“ ist ein Selbstporträt mentaler Kämpfe, es ist Vergangenheitsbewältigung als Heilungsprozess und wirft die Frage nach der Resilienz auf. Wie schafft man das alles, ohne daran zu zerbrechen? Unter anderem mit Musik.
Das Herzstück von “Color Theory“ ist “Yellow Is The Color Of Her Eyes“ und zeigt, wie begabt Soccer Mommy textet. Ihre Stimme klingt jugendlich, ihre Worte erwachsen. Und ihr Kopf vergiftet den Körper: “And I think there’s mould in my brain/ Spreading down all the way/ Through my heart and my body“. Manchmal muss man ein bisschen an Mark Oliver Everett denken, beim psychedelischen “Crawling In My Skin“ sogar ein bisschen an Tame Impala und besonders am Schluss einfach auch an Allison selbst und ihre Mutter: “Looking at you/ Watching the shriveled flower you bloomed/ I feel it too/ Inside the gray light of my room/ Am I just like you?“. Das ist herzzerreissend schön und Allison findet in “Gray Light“ zwar einen musikalisch etwas heitereren Refrain, mit dem das Album dann auch endet, aber die Zeilen sind es nicht: “I’m watching my mother drown“. Das sitzt tief. Und ja, auch ein junger Geist kann erfahren sein.