-OUS / VÖ: 28. Januar 2022 / Ambient, Drone
pulse.simongrab.com
Text: Michael Bohli
Für die eigenen Rechte und die soziale Gerechtigkeit muss man stets einstehen, ein Kampf, der immer weiterzuführen ist. Simon Grab und Francesco Giudici legen mit ihrem kollaborativen Album «[No] Surrender» eine Arbeit vor, die diese Gedanken in elektronische Klänge fasst und als Grundläge und Textur für Aktivitäten genutzt werden kann. Ohne gesungene Worte oder plakative Songtitel ist der Hintergrund bloss stimmungsmässig zu erfassen, Drones und Flächen als emotionaler Spiegel in langen Kompositionen, die sich frei entfalten.
Wie unterschiedlich in der Intensität und Wirkung diese Herangehensweise an die Electronica sein kann, lässt sich beim 20 Minuten langen Track «Wolves» besonders gut beobachten. Bedächtige Passagen mit melodischen Feinheiten, dann wieder Rückkopplungen und Noise als unüberwindbare Mauer. Simon Grab und Francesco Giudici verbinden die Gitarre und den Synthesizer zu Geschichten, «Forest Spirit» ist leicht wie ein Traum und geistert umher. Wie bei «Posthuman Species» von Grab sind die Empfindungen vielfältig, erdrückende Wolken werden mit Einzeltönen aufgerissen.
Vom bedächtig dahinfliessenden «I Leave» zur letzten Atmung von «Aftermath» ist «[No] Surrender» eine düstere Platte, auf der sich die Fähigkeiten von Simon Grab und Francesco Giudici geschickt verbinden. Mit dem Portrait von «Madame Ro- chat» der Fotografin Aline d’Auria wurde eine Aktivistin aufs Cover gehoben, die sich gegen die ungerechten Machenschaften wehrte und die Schatten zurückzudrängen versucht. Für solche Personen ist diese Musik, als Ansporn, Dank und Hommage. Und alle anderen werden von den fünf Tracks wachgerüttelt.