Autor: A. D. Jameson
Illustrator: Andrew DeGraff
Titel: Cinemaps
Verlag: Heyne Encore
ISBN: 978-3-453-27169-2
Übersetzung: Berni Mayer
Mehr als gerne entschwindet der Mensch in erfundene Welten, in fantastische Realitäten. Und am besten gelingt dies, wenn eine Umgebung erschaffen wird, die logisch und erfassbar scheint. Kein Wunder also, gibt es zu vielen Filmen nicht nur Begleitmaterial, sondern Atlanten (wie etwa bei „The Lord Of The Rings“) und unzählige Fanarbeiten und Websites. Mit den „Cinemaps“ bietet der Grafiker und Illustrator Andrew DeGraff darum bestes Nerd-Material: Komplette Filme auf eine Zeichnung destilliert, mit herrlichen Details und grosser Fertigkeit.
Das hübsche Buch aus dem Heyne Encore Verlag versammelt 35 dieser Kunstwerke, eine Auswahl, welche fast die gesamte Filmgeschichte überspannt. Vom visionären Stummfilm „Metropolis“ (Fritz Lang, 1927) bis zum explosiven Actionkracher „Mad Max: Fury Road“ (George Miller, 2017) wird die Geschichte der Popkultur neu angegangen. Begleitet von Texten, welche A. D. Jameson verfasst hat, erhält man so die Möglichkeit, noch einmal in seine liebsten Produktionen einzutauchen – oder verpasste Glanzstücke endlich kennenzulernen.
Die dazugehörigen Essays wagen es, über eine Inhaltsabhandlung hinauszugehen und werden oft zu persönlichen Betrachtungen. A. D. Jameson vergleicht die Filme mit ihren Inspirationsquellen, oder zeigt, welche Nachzügler sich bei der Thematik bedienten. Am spannendsten sind die Texte immer dann, wenn die Mechanik analysiert wird, wenn einzelne Aspekte der Streifen hervorgehoben und amüsant angegangen werden. Da zeigt sich der Liebhaber in Jameson, sein Fachwissen und seine scheinbar mühelose Art, Fakten und komplexe Zustände mit eingängigen Sätzen zu verbinden.
Die Karten sind natürlich das Augenmerk des Buches und lohnen sich, lange und genau betrachtet zu werden. Sehr viele Easter Eggs wurden eingebunden, und gerne führen die Zeichnungen das Wesen des Films ad absurdum. Gerade dann, wenn sie sich in räumlichen Gebieten grosse Freiheiten erlauben, oder klare Gegebenheiten missachten. Andrew DeGraff macht dies seinerseits, in dem er gewissen Handlungen eine neue Logik aufzwingt, eine fassbare Umgebung. Der Traum wird konkret, die Mogelei geglättet. Das macht aus den Planeten von „Star Wars“, den Strassen von „Shaun Of The Dead“ oder den Schneeweiten von „Fargo“ wahre Orte, glaubhafte Szenarien.
„Cinemaps“ ist ein Buch, an dem sich alle Filmfreunde ergötzen können, denn die wirklich wunderbaren Zeichnungen und die unterhaltsamen Texte ergänzen sich perfekt, die Filmauswahl ist gelungen. Nicht selten möchte man sogleich den TV einschalten, um beschriebene Werke erneut zu geniessen.
Text: Michael Bohli