Czar Of Crickets Productions / VÖ: 21. Oktober 2022 / Pop, Jazz, Psychedelic
sandrop.net
Text: Michael Bohli
Jetzt in die Siebzigerjahre zurück, auf dem drehenden Bett mit Flauschdecke liegen, das Cocktailglas in der Hand, die Lichter der Discokugel im Gesicht. Durch die Luft wabert das lasziv gespielte Saxofon, während Bass und Schlagzeug langsam die Knöpfe an deinen Kleidungsstücken aufmachen. Synthesizer und Gesang machen den Körper warm, du versinkst in den Takten von «Veuve». Aber nein, wir befinden uns mit Sandro P und ihrem Debütalbum weiterhin im «21st Century», wenn auch die Scheibe diesen Fakt wanken lässt.
Wenn eine Band im Sommer 2013 in St. Tropez zusammenfindet, dann muss es einen leicht schmuddelig-verruchten Unterton haben. Sandro P, geleitet von Sandro Corbat an Gitarre, sind ein fluides Kollektiv aus Basel, das die in ihrem Sound auf die Erotikfilme der alten Zeit zurückgreift. Das passiert mit eigenen Interpretationen von Klassikern wie «Les Fantasmes d’Emanuelle» (her mit dem Prog!) und «Bilitis». Verboten gut funktioniert das, mit psychedelischen Situationen und einer starken Emotionalität im Klang, die eigenen Stücke reihen sich perfekt ein.
Dank dem Gesang von Andrea Thoma und der Violine von Mirjana Gaçon erhält die oft instrumentale Platte ihre entzückenden Farbtupfer, die Eleganz bleibt Sandro P erhalten. In die warme Ferne zieht man mit «Sébastien», der Jazz wird später zum Popabend dazu geholt und im «Blue Room» tanzen alle eng zusammen. Vieles gibt es auf «Sandro P» zu entdecken, Überraschungen und erfreuliche Verrücktheiten. Darum sollte man gar nicht weiterlesen, sondern reinhören. Die Fantasie blüht bei diesen Liedern auf.