Voodoo Rhythm Records / VÖ: 11. Februar 2022 / Synth Punk
samsnitchy.com
Text: Michael Bohli
Ich habe früher wohl zu oft Kasabian gehört, denn immer wieder drängt sich die Erinnerung an diese Band in den Genuss von «Get Me Wrong». Wie Sam Snitchy seine Stimme durch die Lieder tanzen lässt, das ist sehr nahe am Gesang von Sergio Pizzorno und hat diese leicht arrogante Schnoddrigkeit. Etwa bei «Snake», das leicht blechern klingend ins Album einführt. Die Reise führt aber in die Gassen von Bern, in die Räume im Untergrund und die alternative Szene, bereits 2019 aufgenommen und nun endlich für uns alle auf Vinyl gepresst.
No Wave, Acid Punk, synthetischer Protest: «Get Me Wrong» ist vom Sound her spurweise artifiziell, lässt dadurch die DIY- und Lo-Fi-Stimmung aber nie untergehen. Mit seiner jahrzehntelangen Bühnen- und Szenenerfahrung serviert Sam Snitchy mühelos dreckig-mitreissende Stücke voller schmackhafter Basslinien und blubbernden Sequenzern. In den «Cake» beisst man mehr als gerne, «Down» ist minimalistisch gehalten und voller auflehnendem Sprechgesang. Dazu die Anlehnung an Kraftwerk in «Ready», die Cowbell und immer wieder die verzerrte Stimme mit neckischen Aussagen – falsch verstehen macht viel vom Spass aus, Konfrontation ist erwünscht.
Mit Leuten wie Bellinda Arrestequi am Bass und Tobi Heim an Schlagzeug und Keyboard aufgenommen, ist «Get Me Wrong» ein fassbares und analoges Album. Fehler und Dreck sind in vielen Takten zu finden, aber wieso sollte es ein perfektes Gegenstück sein, wenn man solch coole Songs wie «Match» oder «Plea» erhält? Sam Snitchy ist ein Charakterkopf, der sich mit diesem Album noch fester in der Szene verankert hat. Darauf trinken wir einen!