Sihlfeld Produktionen / VÖ: 5. November 2021 / Soundtrack
riowolta.com
Text: Michael Bohli
Bei Rio Wolta gibt es keine «normalen» Alben oder Projekte, der Künstler denkt immer etwas weiter und schaut um die Ecke. Egal ob Auftritte in kompletter Dunkelheit oder eine Platte über die vergangenen Glanztage des Schweizer Wintersports («Belle Epoque» aus diesem Jahr), alles scheint möglich. Mit «Blaubart» wird die Verbindung zwischen Theater, Tanz und Musik gestärkt. In Russland komponiert, ist gehören die Lieder zum Stück «Bluebeard», welches das Ensemble Provincial Dances mit Wolta erschaffen hat und im Juni am American Dance Festival seine Premiere feierte. Als EP mit fünf Titeln lassen sich Ausschnitte und Impressionen davon geniessen.
Ihrem Ursprung gemäss sind die Stücke auf «Blaubart» keine typischen Songs, sondern Klangskulpturen mit wiederholenden Teilen und interessanten Spannungsbögen. «Vögel» beginnt beschwörend mit Gesang und hallenden Sounds, Rio Wolta leitet Orchester und Band in die weitergedachte Märchenerzählung und sucht mit den Kompositionen die Bewegung der Körper. Rhythmen und wogende Passagen stehe im Zentrum, der Titelsong etwa schwankt wie ein Schiff, «Pulse» bringt mit Klatschen und Gitarrenakkorde Druck ins Geschehen.
Ohne das Tanztheater gesehen zu haben, lässt Rio Wolta mit seinen Liedern eine Geschichte entstehen – individuell in den Köpfen der Hörerschaft. Experimentelle und emotionale Stimmungen treffen aufeinander («Reverso»), die versteckten Wunder der Welt mit wenigen Klängen und Gesängen abgebildet («Winds»). «Blaubart» überwindet Grenzen und wird 2022 von einem weiteren Stück begleitet werden. Wolta ist nämlich bereits wieder in Russland und tüftelt an neuen Ideen.