Room40 / VÖ: 22. Juli 2022 / Ambient, Drone
irisarri.org
Text: Michael Bohli
Rauschen und Kratzen, zehn Minuten lang. Das ist gut? Aber sicher doch, das ist sogar famos. Was Rafael Anton Irisarri auf seinem neuen Album «Agitas Al Sol» mit Drones und Flächen herbeizaubert, funktioniert auf beste Weise. Eigentlich als Ergänzung oder Gegengewicht zu seinem Werk «Solastalgia» gedacht, nehmen die zwei Kompositionen auf der Platte eine eigene Identität an und holen vergangene Tage ins Jetzt.
Viel Sonne scheint im Track «Atrial» zwar nicht zu existieren. Dem Coverfoto folgend, sind die Sounds wie eine Nebeldecke undurchdringlich und mit spürbarem Gewicht – hinter den Tonspuren lauert das feste Massiv. Viel lässt Rafael Anton Irisarri nicht passieren, es dröhnt und schabt, irgendwo im Hintergrund glaubt man eine Melodie zu vernehmen. Langsam schält sich diese nach vorne und der zweite Teil dieses langen Tracks gibt sich der Leichtigkeit und den schwebenden Klängen hin.
«Cloak» bringt gleich noch einmal 20 Minuten Sounds und Minimalismus auf die Waage, jetzt unaufdringlicher und mit mehr Leerraum. Die zweite Hälfte von «Agitas Al Sol» ist weniger sperrig und kann in drei Stücke aufgesplittert werden. Die Schönklänge werden immer von harschen Flächen begleitet, der Raum ist stets gefüllt. Damit lässt Rafael Anton Irisarri Geist und Körper treiben, in der Unendlichkeit, in der Fantasie.