Rough Trade / VÖ: 13. März 2020 / Indie Rock
porridgeradio.com
Text: Charles Grögli
Vom ersten Moment an bohrt sich Dana Margolins dringliche Stimme direkt in den Kopf und sofort befinde ich mich in einem englischen Kitchensink-Drama. “Thank you for leaving me / Thank you for making me happy”, ist der dazugehörige Schlachtruf. Begleitet von schrammelnder Gitarre am Ende des Openers “Born Confused”, hinterlässt er durch die Wiederholung ein mulmiges Gefühl im Magen. Margolin schnappt sich eine Angel, verlässt das Haus und manövriert die Alltagsprobleme auf das offene Meer, Seekrank.
Dieses Gefühl bleibt das ganze Album lang erhalten. Zwar angelt Dana Margolin von Porridge Radio auf ihrem Boot mit eingängigen Melodien nach Pop-Fischen, lässt sie jedoch grausam am Haken baumeln. Anstatt die Pop-Perlen, unschuldigen Synthies und chorusbeladenen Gitarrenmelodien an Land zu ziehen, erzählt sie von eigenen Unsicherheiten. Mit Textzeilen wie aus einem Tagebuch: “And I forget what I came here for / I forget what I stay here for”. Nix Leichtfüssigkeit. Ab in die Pfanne für eine deftige Portion Fish & Chips.
Immer wieder tauchen aus den Untiefen des Noise Meeres auch psychische Probleme auf. “My mum says that I look like a nervous wreck because I bite my nails right down to the flesh” etwa, intoniert Dana Margolin auf “Sweet”. Was muss man da noch als Schreiberling anfügen? Die Spielfreude der jungen Band! Denn trotz dieser Dringlichkeit ertrinkt das Album nie in übermässigem Pathos. Die rohe Art der Instrumentation kreiert trefflich Bilder verlassener englischer Coastal Towns, wiederkehrender unentschlüsselbarer Träume und aufziehender Gewitter. Und gerade wenn man denkt, dass man Porridge Radio kennt, driftet “Lilac” zuerst in post-punkige Gefilde ab, um danach in einer Wall-of-Sound zu ertrinken, die dem Post-Rock würdig ist. Zum Ende des Albums gesellt sich gar Auto-Tune auf die Soundbarke, nun an ein einst schillerndes Kreuzfahrtschiff erinnernd, welches im 80er-Glamour in die offene See schaukelt. Die Fassaden bröckeln, doch die Bar ist mit den neusten Drogen bestückt, damit du in dieser Welt nicht ganz untergehst. “I’m coming home”, intoniert Dana Margolin noch ein letztes Mal.