Band: Pole
Album: Fading
Genre: Electronica
Label: Mute Records
VÖ: 6. November 2020
Webseite: pole-music.com
Geschehnisse wie Demenz und den damit hereingehenden Verlust aller Lebenserinnerungen lassen sich nicht laut darstellen. Der Prozess ist schleichend und zerstört das Innere eines Menschen auf unspektakuläre Art. Bis praktisch alle Emotionen, Begegnungen und Gedanken verschwunden sind. „Fading“, das neue Album von Pole gibt sich passend ruhig und zurückhaltend. Electronica, die immer wieder in das Gebiet des Ambient abdriftet, wenig Bässe und langsame Rhythmen. Zugleich versucht der Künstler eigene Erinnerungen in die Töne zu verweben.
Diese Ebene erschliesst sich allerdings nur Personen, die Stefan Betke gut kennen. Die Musik auf „Fading“ kommt ohne Worte aus, Tracktitel wie „Traum“ oder „Nebelkrähe“ stehen für sich, nebst den Klangfolgen und Stimmungen. Zentral ist für dieses Werk die gefühlte Wirkung, man taucht zwischen die Schichten und lässt sich von den Synthesizern wegtragen. Kopfhörer bieten sich an, eine Stunde ohne Nebenbeschäftigung ebenfalls. Dann vermischen sich die Lieder von Pole mit den eigenen Überlegungen, die Vergänglichkeit wird kurz gestoppt.
Trotz diesen interessanten Ansätzen und technischen Fortsetzungen von Poles vorherigen Scheiben ist mir „Fading“ etwas zu zahm und zaghaft geworden. Die Brise von Dub und Techno ist zu schwach, um in allen Tracks eine Wirkung zu hinterlassen, zu oft verlaufen die Kompositionen etwas in der Ferne. Das geht zwar mit dem thematischen Unterbau konform, hinterlässt allerdings zu wenig.
Tracklist:
1. Drifting
2. Tangente
3. Erinnerung
4. Traum
5. Tölpel
6. Röschen
7. Nebelkrähe
8. Fading
Bandmitglieder:
Stefan Betke
Gründung:
1998
Text: Michael Bohli