Everest Records / VÖ: 14. Januar 2022 / Electronica, Techno
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Text: Michael Bohli
Philipp Thöni und Leo Matkovic sind nicht die ersten Namen, die beim Stichwort Electronica oder Downtempo fallen. Zusammen als PLESS definieren sie ihre Musik in diesen Bereichen, mit cineastischen Soundscapes und Electronica voller Rhythmen und perkussiver Elemente. Brachial ist das Debütalbum «Hypernormal» nicht, die sieben Tracks wachsen organisch und enden in einem Klangbild, das nicht einer definitiven Stilrichtung zuzuordnen ist. Ein bisschen Techno, entschleunigte Industrial-Muster, viele Synthesizermelodien.
Nach dem Herantasten mit «Azure» sorgen Bässe und Claps für das konstruktive Gerüst von «Hypernormal», aussen schwirren die Melodien und dissonant verzerrten Sounds aus den Tasteninstrumenten. PLESS lieben es, mit unterschiedlichen Elementen und Schichten eine Geschichte zu erzählen und die Spannung im Track hochzuhalten. Das ist weit von ihren gemeinsamen Taten bei Unhold entfernt, reisst gleichermassen mit. Mal ist es das langsame, bedrohliche Umherschleichen («La grenouille volante»), dann die Weite voller Hall und Rätsel («Fog City»).
Mit ihrem Album vermischten PLESS Stimmungen, die von dreckig unnahbar bis zu kühlen Science-Fiction-Umgebungen reichen. «Hypernormal» ist elektronisch-analoge Musik, die den Menschen als Mittel nutzt, aber scheinbar ohne ihn problemlos überlebt. Minimalistisch brummt «Reodorant» am Ende der Platte, mit grosser Entfernung zum vielfältigen «La Cienaga», aber nicht weniger packend. Die zwei Musiker hinter den Sounds wissen genau, was sie tun.