Royal Mountain / VÖ: 19. April 2024 / Indie
pillowqueens.com
Text: Michael Messerli
Nenne mir deine Sorgen: Das dritte Album der Pillow Queens malt eine Affektbilanz in hauptsächlich blauen Tönen. Und stösst nach dem bunten Vorgänger noch mehr zum Kern der Band vor. Es sind traurige Liebes- und Lieblingslieder. Mit einprägsamen Textzeilen, die unmissverständliche Wirkungstreffer landen: «You’re not my life anymore/You’re not my life/ You’re not my life anymore/ You’re not my wife».
Die Pillow Queens finden die richtigen Worte. Unprätentiös und ohne doppelten Boden. Dublin scheint der queeren Band zudem genug Rückenwind zu liefern, um sie in die Welt hinaus zu tragen. Viele andere Künstler:innen profitieren aktuell auch davon. Die alternative Musikszene in Irland brummt. Und solange die Clubs offen haben, ändert sich daran auch nichts. «Let’s just play some rock and roll music». Nicht die schlechteste Vermeidungsstrategie, um böse Gedanken zu vertreiben. Sobald die Lokale aber schliessen, kehren dieses unweigerlich zurück. Daraus entstehen dann solche Lieder.
Mit dem düsteren «Gone» plündert das Quartett sogar die 1990er, mit grosser Verzweiflung im Hintergrundgesang und einer neuen Mehrstimmigkeit, bei der Pamela Connolly stets im Vordergrund bleibt. Es ist ein grosser Moment auf diesem grossartigen Album. Mit «Be Kind» landet man wieder in einer Gegenwart, die positiv an Jay Som erinnert und die Stimmung auflockert. Nur um mit «Heavy Pour» bereits wieder zu kippen. Die Herausforderungen mit der Liebe im Allgemeinen und queerer Liebe im Speziellen sind hier die Hauptsorgen. Verbunden mit Schmerz, Sehnsucht, gebrochenen Herzen und Verlust.
Das Beste folgt jedoch zum Schluss. Mit «Love II» und «Notes On Worth» finden die Pillow Queens die Essenz dessen, was vorher schon sehr stimmig passte. Damit runden sie nicht einfach ein tolles Werk ab, sondern setzen nochmals ein dickes Ausrufezeichen dahinter. «I think I’m worth the time»: Wenn das nicht reicht, um diese Band schätzen zu lernen, dann hat man sie auch nicht verdient. So ist das mit der Musik. Und so ist das schliesslich auch mit der Liebe.