Room40 / VÖ: 5. August 2022 / Ambient, Drone
piercewarnecke.com
Text: Michael Bohli
Ohne Titel zu vergeben hat Pierce Warnecke vier Tracks aufgenommen, die den Lärm der Zeit einfangen. Mehr Versuchsreihe als typische Kompositionen, sind die Klänge auf «Deafened By The Noise Of Time» Untersuchungen und Modulationen. Was passiert, wenn man musikalische Elemente durch Verfremdung und Zerfall in unbekannte Richtungen treibt? Die organische Grundlage wird künstlich, einzelne Töne werden zu längeren Texturen und Drones. So weit, bis die eigentliche Grundlage für immer verschwindet.
Aus anfänglichen Wellenbewegungen wird bei «Untitled I» ein immer stärker kratzendes Erlebnis, Pierce Warnecke lässt den Track dissonanter werden und scheut sich nicht davor, Lärm einzubinden. Mit genügend Leerstellen natürlich, zu brutal wird es auf dieser Platte nicht. Sehr wohl aber machen die vier Stücke den Lauf der Zeit fassbar, klingen stellenweise wie merkwürdige Wesen («Untitled II») und suchen die Schönheit im Abgrund («Untitled IV»). Düster und leicht bedrohlich bleibt die Atmosphäre immer, fortgejagt wird man trotzdem nicht.
«Deafened By The Noise Of Time» ist minimalistisch gehaltene Ambient und kleingehaltene Drones. Wie das Cover findet auch die Musik vielfach im Schatten statt und muss mit Konzentration ergründet werden. So findet man leise Spuren hinter der Oberfläche und kommt der Intention von Pierce Warnecke näher, einzelne Echos der Gegenwart in die Zukunft zu schicken.