26. Mai 2018
Oxil – Zofingen
Bands: Wazomba / Wolf Wolf / Jon Hood / Lost Tapes / Boxitos
An einem Tag eine gesamte Saison zu zelebrieren, alle Elemente zu vereinen und trotzdem Neues bieten? Keine einfach Aufgabe, doch das Saisonschluss-Festival im Oxil am Samstag war genau dies – auch dank den Einwirkungen der Natur. Denn was am Nachmittag mit hochsommerlichen Temperaturen und viel Sonne begann, das wurde zu einem windigen Zwischenteil und regnerischen Abschluss. Zumindest für die, welche das Festival vor dem Abschluss im Saal verliessen. Denn dank den feierwütigen Besucherinnen und Besucher wurde der Ausklang nicht nur lange und euphorisch, sondern irgendwann auch wieder trocken. Im Himmel zumindest.
Denn in den Händen fand man bei allen Gästen fast kontinuierlich ein Getränk, aber es wurde auch viel Kulinarisches geboten. Ob tolle Fruchtcocktails und Bananenbällchen, lecker duftende Waffeln, schicke Burger oder herrliche Thainudeln – ein leerer Magen war eindeutig eine persönliche Entscheidung. Oder ein Zaubertrick? Denn zwischen den Konzerten gab es nicht nur tolle Gespräche und neue Freunde, sondern auch magische Vorführungen, Tänze, das Spiel mit dem Feuer und viele Möglichkeiten für Kinder. Kein Wunder also, war bereits am Nachmittag der Platz hinter dem Haus wunderbar gefüllt und ganze Sippschaften waren zu begrüssen.
Was auch die Gruppe Boxitos sehr freute, durfte die Band aus der basellandschaftlichen Eingliederungstätte ESB sich richtig austoben. Ob Kuschelrock oder Lieder über ferne Orte wie Afrika, alles verband sich dank viel Lebensfreude und der Leitung von Musikern zu einem positiven Einstieg in die lange Nacht. Kein Wunder, mussten einige bei den Lost Tapes danach vielleicht etwas schwer über den melancholischen und reduzierten Post-Punk schlucken. Doch die drei Jungs brachten mit zwei Gitarren, einem Bass und Gesang die Sehnsucht in ihrer schönsten Form nach Zofingen. Und die Schuld an den aufkommenden Wolken gab man ihnen sicher nicht.
Jon Hood spielten mit ihrem sehr präzise gespielten und leicht elektronischen Alternative Pop dann auch gleich die ersten Tropfen aus den Gedanken der Leute. Auf vier Personen aufgestockt luden sie zu einer sanften Reise ein und boten die passenden Melodien zu der toll beleuchteten Garage, bevor man sich dann frisch gestärkt in den Saal bewegte. Bereits jetzt schon begleitet von den Brass-Klängen von Wazomba, gespielt zwischen Regenfall und Marktständen. Aber alles kein Problem, gab es schliesslich danach viele Gründe, das nasse Fell zu schütteln. WolfWolf aus Engelberg überfielen Zofingen und liessen „The Cryptid Zoo“ von der Leine.
Heulend wurde man in eine kabarettistische Welt aus Rock’n’Roll, Garage Trash und animalischen Fantasien gesogen. Dreckig, von zwei Wolfsherren gespielt und immer laut rumpelnd – kein Wunder drehten die lieben Damen und Herren vor der Bühne auch gleich durch und verteilten Vernunft und Gegenstände in alle Richtungen. Aber wer will schon gesammelt sein, wenn sich eine solche Nacht mit einem Auftritt von Thee Wazomba International Orchestra noch steigern lässt? Eine Prise Ska, etwas Reggae, viel Balkan-Brass und sogar Kletzmer – zwischen Blechbläsern, Gitarren und Schlagzeug gab es viel Schweiss, noch mehr Musiker und sogar ein Megafon. Alle Songs schrien: „Bewegen sollt ihr euch!“ Und schnell wurde dieser Abschied auf Zeit der wohl fröhlichste, den es in Zofingen je gab.
Liebes Oxil, liebe Heerscharen von freiwilligen Helfern, liebe Künstlerinnen und Künstler, das war vorzüglich. Bitte nehmt diese Energie und diesen Elan in eure vierte Saison mit – ich werde auch jeden Fall mein Gesicht wieder in diesen Räumlichkeiten zeigen.
Text: Michael Bohli