Artoffact Records / VÖ: 23. September 2022 / Noise Rock
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Text: Michael Bohli
Wurden 2020 bei «Miasma» noch Fressen poliert und Hautfetzen abgerissen, startet das neuste Werk der experimentellen Gruppe OvO aus Italien zurückhaltend. «Ignoto» besteht aus zwei langen Tracks, die zwar in mehrere Stücke unterteilt wurden, allerdings nur zusammen wirklich funktionieren. Bei «La Morte Muore» werden die düsteren und knarrenden Töne des Basses als Grundlage genutzt, die leidenden Stimmen und mysteriösen Synthesizer folgen alsbald.
In dieser atmosphärischen Gruft wird der Noise Rock mit Drones und Langsamkeit gemischt, OvO haben eine Umgebung komponiert, die zu einem Horrorfilm passen würde. Leicht beunruhigt harrt man der Dinge und lässt sich in den 19 Minuten durch die Gänge tragen. Doom und hartes Schlagzeugspiel kommen dazu, die Luft wird dicker, die Sounds erdrückender. Dass auf dem Covermotiv von «Ignoto» eine schwitzende, kauernde Figur abgebildet ist, macht plötzlich Sinn. Erlösung gibt es keine, am Ende geht alles in rauschenden Frequenzen auf.
Mit dem zweiten Stück «Distillati Di Tenebre» wird der Terror intensiviert, die brutalen Angriffe werden von OvO wieder mit Gekeife und Double-Bass durchgeführt. Knappe 20 Minuten lang gibt es Dampfwalzenfahrten über die Glieder und atemlose Schlagabtausche, dann wieder kratzen elektronische Störungen an den Rändern und die Tonspuren übersteuern. «Ignoto» ist zwar weniger wild als bisherige Scheiben, die Schwere und Dunkelheit lauern trotzdem auf der Platte.