Oh, Sister / VÖ: 28. Oktober 2016 / Indie, Krautrock
onesentencesupervisor.ch
Text: Michael Bohli
Auftritte am Paléo Festival, Bad Bonn Kilbi, B-Sides und dem Sziget Festival in Ungarn – was sich hier wie eine Aufzählung der letzten Konzerte einer weltbekannten Band anhört, ist nur ein kleiner Auszug aus den neusten Erfolgen einer Gruppe aus Baden (AG). One Sentence. Supervisor sind nämlich auf bestem Weg, zum neusten Exportschlager der Schweiz zu werden. Die junge Gruppe mischt dabei nicht nur zeitgenössischen Psychedelic mit Dreampop, auch in ihrer Vermarktung und Präsentation gehen die Herren andere Wege. „Temporär Musik 1-13“ ist somit eine logische Schlussfolgerung all dieser Eckdaten.
Gemäss dem Namen findet man auf dem zweiten Album von One Sentence. Supervisor 13 Lieder, welche gerne zwischen Retrowünschen, Krautrock und elektronischen Frechheiten hin und her schlingern. So denkt man bei „Scope Explosion“ beispielsweise an Archive, falls die Mitglieder des Kollektivs zehn Jahre jünger wären und öfters Asien besucht hätten. Das Lied findet am Schluss den Weg in einen neumodischen Club und nimmt sogar den gezuckerten Punk unter den Arm („Heroic Misfits“). Allgemein ist die Band auf „Temporär Musik 1-13“ nicht um Gegensätze und Experimente verlegen. Es werden Lieder mittendrin abgebrochen, Effekte schräg und holpernd angewandt und lakonische Texte gesungen. Perfekt zur Musik passend wird in „Hikikomori“ zwischen Mundart und Englisch gewechselt.
One Sentence. Supervisor klingen zwar nach verhuschtem Dream-Synth-Pop der Marke New Order – welcher live bestimmt zu einer urzeitlichen Gitarrenwucht anwächst – sind aber auch knackig und treibend. Das Album ist grossartig anzuhören und macht immer Spass. Die Band zwinkert The Cure zu, taucht in LSD-Suppen und landet im New Wave der späten 80er-Jahre. Dass ein solch weit umfassendes Werk aus Baden stammen darf, ist wunderbar und rechtfertigt jeden Konzerterfolg der Gruppe. Spätestens beim zweiten Hördurchgang verfällt jeder dieser cleveren Musik.