A Tree In A Field Records / VÖ: 30. September 2022 / Rock, Psychedelic
omniselassi.com
Text: Michael Bohli
Eben erst konnte man im Sachbuch «Es hilft, dass ich Leute anschreien darf» von Bettina Dyttrich lesen, dass die Gruppe ihre Bühnenkarriere ohne Songs startete, schon ist das erste Album da. «Dance or Dye» ist komplett anders als erwartet und genau deswegen im Geiste von Omni Selassi. Festmachen konnte man das Trio bisher praktisch nicht, ein oszillierendes Projekt zwischen krautigem Improvisations-Rock und technoid-treibenden Heimsuchungen der Seele. Inmitten dieser Wahrnehmungen wird die Platte gesetzt.
Stellenweise sehr kurzgehalten, sind die sieben Lieder auf «Dance or Dye» voller Abwechslung und Experimente. Verfremdete Stimmen und Synthie-Flächen von Rea Dubach starten die Platte bei «Words Like Ships», schon bald stürzen sich die beiden Schlagzeuger Mirko Schwab und Lukas Rutzen in die Takte. Dissonant und angriffig, alsbald in das Songvergnügen «frenchsong.» wechselnd. Wer den Lärm und die Kaskaden von «XVT (Onîhanîghâ)» aushält, der wird von Omni Selassi mit der Beschwörung «Horses They Run Too» belohnt.
«D1111nger» offenbart den Gesang als Lautmalerei, die Vergleiche mit Björk werden nochmals hervorgekramt, danach spielen Omni Selassi Repetition und Rock wie bei The Brian Jonestown Massacre. Dass «Dance or Dye» im eigentlichen Sinne doch Pop ist kann verwirren, vor allem aber hat das Trio lustvolle und abenteuerliche Musik aufgenommen, die genauso sinnlich ist, wie das abschliessende «A Child In It’s Water».