Band: Ølten
Album: Ambiance
Genre: Heavy Rock / Sludge
Label: Hummus
VÖ: 2. November 2018
Webseite: oltenband.com
Als Otto F. Walter in seinen Büchern die Geschichte oft in einem fiktiven Ort namens Jammers spielen liess, hatte er klar die zugtechnische Drehscheib am Jura vor seinen Augen. Mit der Gruppe Ølten ist es nicht viel anders, wenn auch im eigentlichen Sinne das komplette Gegenteil. War es in der Literatur die versteckte Annäherung in einem fiktiven Mantel, so es hier die klangliche Abwandlung einer schriftlichen Verbrüderung. „Ambiance“ will aber gar nicht den Alltag mit den unsäglichen Begegnungen auferstehen lassen, viel lieber will das neue Werk ein instrumentaler Gegenpol sein, ein Aufbäumen gegen die ewigen Rituale. Mit viel Gitarren und Wucht.
„Igelkott“ beginnt das Werk zwar sehr leise und zurückhaltend, doch da lauert bereits die erste List. Denn wer ist hier nicht versucht, die Lautstärke soweit hochzudrehen, so dass einem das erste Riff bereits den Kopf freibläst? Und in dieser Art dauert „Ambiance“ dann auch an, instrumental, immer wieder tief im Sludge watend und nie den Fuss von den Pedalen lassend. Rock ohne Gesang, aber mit viel Ausdruck und Tiefe – Ølten wagen sich bei ihrer zweiten Platte an die Antithese zum Covermotiv. Denn wo sonst würde eine solch brutal verzerrte Gitarre von „Lied“ so auffallen, wie in diesem pastellfarbenen Zimmer? Ja, diese Musik geht unter die Haut, davon kann das ärztliche Schaubild eine Melodie summen.
Zugleich zeigen Ølten aus der Juraregion mit ihrem Album aber auch eine schelmische Art, diese Weise des Rock mit genügend Freiheit darzubringen. Namen wie „Sludge“ oder „Raus“ sind eigentlich nur Schlagworte, die zwar perfekt passen, aber den Usus der Liednamen gleich über Bord werfen. Wie auch das „Popoutro“ vor den eigentlichen Song zu stellen – da wird ein Besuch im Bahnhofbuffet gleich doppelt so wild. Sphärische Passagen treffen auf tief rumpelnde Bässe, einzelne Synthiespuren auf das brachiale Schlagzeug – und wieder profiliert sich ein Trio mit simplen aber wirkungsvollen Mitteln. Umsteigen könnte immer so eindringlich sein.
Tracklist:
1. Igelkott
2. Raus
3. Klark
4. Lied
5. Gover
6. Sludge
7. Popoutro
8. Pope
Bandmitglieder:
Christophe Macquat – Gitarre und Synthesizer
Sébastien Bandelier – Bass
Marc Theurillat – Schlagzeug
Gründung:
2012
Text: Michael Bohli