Band: öOoOoOoOoOo
Album: Samen
Genre: Avantgarde / Experimental Rock
Label/Vertrieb: Apathia
VÖ: 21. Oktober 2016
Webseite: öOoOoOoOoOo auf FB
Vielleicht ist es der falsche Moment, „Samen“ als erstes am Montagmorgen zu hören. Das Gehirn hängt immer noch irgendwo im Wochenende und spätestens beim Lied „Meow Meow Frrrru“ glaubt man, seine Synapsen zwischen Katzenvideos auf 9Gag und gemeingefährlichen Kunstbildern auf Instagram verloren zu haben. Obwohl: Was öOoOoOoOoOo auf ihrem ersten Album abliefern, passt wohl genauso schlecht zu jedem anderen Moment – und somit genau so perfekt überall hin. Das Projekt zwischen Sängerin Asphodel und dem Multiinstrumentalisten Baptiste Bertrand ist ein brodelnder Topf voller Musik und Fragwürdigkeit.
Asphodel sprengt alleine mit ihren Stimmbändern alle Grenzen und singt sich opernhaft zwischen den Gitarren durch, nur um dann wie Tiere zu klingen, zu kreischen, zu grunzen und sich sanft schnurrend auf unseren Beinen einzurollen. „Samen“ vereint dabei so viele Ansätze, dass die einzelnen Liedern zwar wie Körperteile des Tausendfüsslers – wofür öOoOoOoOoOo sprachlich steht – wirken, aber sich nie komplett zusammenfügen. Zwischen Avantgarde Metal, experimentellem Rock, spielerischen Reimen im Pop-Gewand und instrumentalen Lawinen liegend, ist dieses Wesen ein gigantischer Berg an Ideen. So fühlt man sich bei „Bark City“ plötzlich mit Mäusen im Saloon, nur um gleich wieder mit Metal-Blasts den Colt weggeschossen zu kriegen.
Erstaunlich ist dabei, dass mutige Entdecker und musikalische Seiltänzer dieses Album sehr schnell ins Herz schliessen werden. Trotz aller Wechsel, Veränderungen und Saltos sind die Lieder von öOoOoOoOoOo eingängig und erfassbar. Man begibt sich zwar in Gebiete, die auf den Karten mit Monstern gekennzeichnet sind, findet aber Schönheit und wunderbare Arrangements – „Purple Tastes Like White“ klingt schier träumerisch. In „Samen“ muss man somit unbedingt reinhören, ausser man gibt sich jeden Tag mit demselben Alltag und Song zufrieden und hatte bei Die Antwoord schon Angst – wie langweilig.
Tracklist:
1. Rules Of The Show
2. Fucking Freaking Futile Freddy
3. Meow Meow Frrru
4. No Guts = No Masters
5. Bark City (A Glimpse Of Something)
6. Purple Tastes Like White
7. I Hope You Sleep Well
8. Well-oiled Machine
9. Chairleg Thesis
10. Fumigène
11. LVI
12. Hemn Be Rho Die Samen
Bandmitglieder:
Asphodel – Gesang
Baptiste Bertrand – Gitarre, Bass, Gesang und Programming
Aymeric Thomas (Session) – Schlagzeug
Gründung:
2016
Text: Michael Bohli