Kscope / VÖ: 21. Oktober 2022 / Progressive Rock
orkband.com
Text: Michael Bohli
Sind wir etwa im Grunge gelandet? Wenn Gitarre und Bass im Dreck wühlen, das Schlagzeug den Staub durch die Luft peitscht und am Mikrofon Lef die Silben auseinanderfeilt, glaubt man dies. In solchen Momenten erinnern O.R.k. an Soundgarden («As I Leave»), meist aber driften die Stücke innert kurzer Zeit wieder in den Progressive Rock ab. Den verpönten Kitsch dieser Stilrichtung muss man auf «Screamnasium» niemals fürchten, die Gruppe bleibt am Boden haften und wirbelt Staub auf.
Das Quartett, bestehend aus Colin Edwin, Pat Mastelotto, Carmelo Pipitone und Lef, mischen wie bereits bei «Ramagehead» in zehn Songs verkopfte Instrumentalpassagen mit wuchtigem Riffing, emotionalem Gesang und melodiösen Figuren. Das geht wunderbar auf und bringt Progressive-Professoren mit Herzensrockerinnen zusammen. Es jaulen die Saiten bei «Don’t Call Me A Joke», es brechende die Dämme bei der kraftvollen Ballade «Consequence» mit Elisa am Gesang, geschickt werden akustische Elemente von O.R.k. in «Deadly Bite» eingewebt.
In allen diesen Stücken ist viel Energie vorhanden, nichts wirkt überdrüssig. Man lässt sich von den dicht produzierten Songs mitreissen und spürt in jedem Takt, dass wahre Meister an den Instrumenten stehen. Kein Aspekt überwiegt, Bass und Schlagzeug dürfen gleichermassen glänzen, wie Gitarre und Stimmen. O.R.k. haben mehr als drei Jahre benötigt, um «Screamnasium» zu vollenden. Dafür sind sie mit ihrer bisher ausgereiftesten Scheibe zurückgekehrt.