City Slang / VÖ: 5. November 2021 / Pop
nogaerez.com
Text: Michael Bohli
Popmusik ist ja schön und gut, aber das war doch etwas zu elektronisch und im Gebiet von Rap und R&B platziert. Hattet ihr solche Gedankengänge, als ihr «KIDS» angehört habt, das letzte und furiose Werk von Noga Erez? Oder möchtet ihr die Stücke gerne in organischer Version geniessen können? Wie auch immer, mit der Neubearbeitung «KIDS Against the Machine» werden Möglichkeiten offenbart – die Künstlerin aus Israel hat ihre Kompositionen zu akustisch und live eingespielten Big-Band-Hits umfunktioniert.
Bereits für ihr Debütwerk bot die umtriebige und wahnsinnig talentierte Noga Erez mit «Radar Reworked» eine neue Sicht auf bekanntes Material, orchestral begleitet und noch grösser aufgezogen. «KIDS Against the Machine», welches alle Stücke der Studioplatte plus «Sunday» als zusätzlicher Abschluss präsentiert, ist eine erdige und fassbare Angelegenheit. Bläser, Perkussion, Sänger:innen und Melodien aus Klavier und Gitarre: Weg mit den Beats und Synthesizern, her mit den menschlich-traditionell wirkenden Sounds. Der Kern von Hits wie «Views», «Fire Kites» oder «No News On TV» bleibt erhalten, der angriffige Inhalt von «CIPI» sowieso.
Die elektronischen Kaskaden wurden aus den Songs geschnitten, jetzt gibt es plötzlich Chorgesang, ruhige Passagen und eine Western-Gitarre zum Flüstergesang bei «You So Done». Ein Lied, das nun wie Billie Eilish klingt. Das Wesen und Wirken von «KIDS Against the Machine» ist weiterhin klar Noga Erez, emotional weitreichend («Switch Me Off») und wortreich begeisternd («KIDS»). Was als Möglichkeit begann, die eigene Musik ohne Gerätschaften und Produktion zu spielen, wurde mit diesem Album zu einer gleichberechtigten und faszinierenden Alternative.