-OUS / VÖ: 15. April 2022 / Electronica, Ambient
noemibuchi.ch
Text: Michael Bohli
Mit Musik das Thema der Materie zu behandeln, ist auf den ersten Blick ein falsch gewähltes Feld. Klänge und Sounds sind nicht greifbar, schweben im Äther und entfalten erst mit dem Voranschreiten der Zeit ihre Wirkung. Mit ihrer neuen EP «Hyle» hat Noémi Büchi aus Zürich trotzdem versucht, diese zwei Zustände zusammenzubringen. Dazu werden zehn Minuten elektronische Musik verwendet, minimalistisch, experimentell und anmutig.
Die Klänge flackern, der Rhythmus entsteht aus den abgeschnittenen Sounds und der leicht nervösen Stimmung. «Nothing Is Artificial» lässt durch Texturen und Flächen aber nie eine verlorene Atmosphäre entstehen, bei Noémi Büchi ist man gut aufgehoben. Mit einem kompositorischen Anspruch der klassischen Musik konstruiert, sind die drei Tracks vielschichte Stücke, immer mit grossem Bogen geplant und detailreich ausgeführt. Disharmonische Töne gehören bei der Künstlerin in die erhabene Wirkung.
In den wenigen Minuten von «Manifesting Plastic Sorrow» zaubert Noémi Büchi Wellenbewegungen, Figuren und Formen herbei, ein ganzer Kosmos erhebt sich aus den Takten. Die fassbare Gestalt schimmert durch, mit dem abschliessenden «Talking So Loud» wird alles flüssiger. Die Musik auf der EP scheint sich stets zu bewegen, will genau angehört werden und verliert auch nach vielen Durchgängen nichts von der Faszination.