Band: No-Man
Album: Love You To Bits
Genre: Art Rock / Pop
Label: Caroline
VÖ: 22. November 2019
Webseite: no-man.co.uk
Wenn man jedes kleine Stück liebt, dann lässt sich alles nach Belieben aufteilen und zusammenfügen. „Love You To Bits“ ist ein solches Album: Eigentlich als 40 Minuten langes Werk konzipiert, mit Handlungs- und Harmoniebogen, dargeboten in zwei Longtracks, welche wiederum in je fünf Abschnitte geordnet werden können. Wer will aber nur einen kleinen Krümel, wenn No-Man nach elf Jahren endlich mit einem neuen Album zurückkehren – da muss schon der gesamte Kuchen dranglauben. Und trotz den süsslichen Farben und der Discokugel auf dem Cover leidet man danach keinesfalls an Bauchweh.
Tim Bowness und Steven Wilson hatten No-Man Ende der Achtzigerjahre gegründet und hofften auf einen Welterfolg mit ihrer melancholischen Mischung aus Rock, Electronica und Pop, und sahen mit erstaunen, wie Porcupine Tree schneller beliebt wurden. Bis heute ist das Projekt des Duos ein Geheimtipp geblieben, seit „Schoolyard Ghosts“ gab es keine neuen Kompositionen mehr. Dafür jetzt diesen Paukenschlag, ein unvergleichliches Werk zwischen Dance, Fusion, wunderschönen Stimmen und wilden Gitarren. Immerzu pocht es, die Synthesizer führen ihre Rituale auf, die Jugend der beiden Musiker leuchtet in den Takten. „Love You To Bits“ hat einen Sog, spielt mit Wiederholungen.
Man spürt, dass es für No-Man erlösend war, diese Komposition nach Jahrzehnten endlich vollenden zu können, die Freude und der Reiz am Experiment drücken immerzu durch. Klanglich bleiben Wilson und Bowness in ihrem etablierten Gebiet, schieben die Grenzen aber in jeder Richtung weiter weg. Besonders „Love You To Pieces“ ist ätherisch, direkt und wild zugleich, jongliert mit den Mitteln und verzaubert. Das verleiht dem Werk eine Leichtigkeit, die man nicht vermutet hätte und vollbringt das Kunststück, dass man sein eigenes Verlangen auch nach vielen Durchgänge nicht gestillt hat.
Tracklist:
1. Love You To Bits
2. Love You To Pieces
Bandmitglieder:
Tim Bowness – Gesang und Instrumente
Steven Wilson – Instrumente
Adam Holzman, David Kollar, Ash Soan, The Dave Desmond Brass Quintet – Gäste
Gründung:
1987
Text: Michael Bohli