Reprise Records / VÖ: 9. Dezember 2016 / Rock, Folk
neilyoung.com
Text: Michael Bohli
In einer fruchtbaren Erde wachsen zärtliche Pflanzen schnell – somit konnte auch der kanadische Musiker und Legende Neil Young auf dem Boden seines Livealbums „Earth“ bereits die Samen für das unglaublich rasch hingezauberte Album „Peace Trail“ pflanzen. Der Künstler verlässt dabei kurz die Pfade mit seiner Band Promise Of The Real und wagt sich fast akustisch und mit nur zwei Begleitmusikern in reduziert aufgenommene Lieder. Doch etwas komplett Neues gibt es zu vermelden: Der Mann hat den Vocoder für sich entdeckt und lebt dies in vielen Stücken aus.
Mit „Peace Trail“ bleibt Neil Young in seinen bekannten Schuhen – er mischt weiterhin seine nölende Stimme mit Protesttexten, knapp ausformulierten Melodien und einer unscheinbar auftretenden Backing-Band. Irgendwo zwischen Folk-Rock, Country und Americana landet er mit Liedern wie „John Oaks“ in staubigem Gras und heisser Sonne. Spannenderweise scheint das Album aber in seiner schier überhasteten Produktion immer wieder auseinander zu fallen. Die Instrumente berühren sich selten, es herrscht viel Leerraum. Oft hatte ich das Gefühl, die weiterhin gelungenen Ideen von Neil Young leiden hier in der ungenauen Ausführung. Das Potential der Songs bleibt zu versteckt, da hilft auch die gesampelte Stimme nicht wirklich.
Es ist beachtlich, dass mit „Peace Trail“ schon wieder ein neues Werk von Neil Young erschienen ist – und der Mann damit weiterhin aktuell und wichtig bleibt. Doch etwas mehr Effort hätte Stücke wie „Can’t Stop Workin'“ noch besser machen können. Die Platte ist zwar kein totaler Ausfall, man reiht sie aber nicht neben die Klassiker des Musikers ein. Zu vieles versinkt in Gleichförmigkeit, zu merkwürdig sind Übungen wie „My New Robot“. Obwohl, genau dieser krumme Humor und die Angriffigkeit machten den schrägen Kauz Young ja interessant. Und plötzlich dringt doch eine Blume durch den Boden.