Midira Records / VÖ: 17. April 2020 / Drone, Ambient
wearebolt.com
Text: Michael Bohli
Drone muss den Körper erschüttern, die Bässe sollten nicht nur hör-, sondern fühlbar sein. Erst dann erschliesst sich der Sinn dieser Musik, was nicht immer so einfach zu bewerkstelligen ist. Für das deutsche Kollektiv N + [BOLT] war klar, hier müssen Musiker wie Konzertbesucher*innen direkt inkludiert werden. Und so entstand die Live-Installation „15 Amps“, ein Ring aus 15 Verstärkern, in dessen Mitte die Klänge nicht nur produziert, sondern aufgenommen wurden. Etwas mehr als drei Jahre nach dem Event gibt es die Musik von damals als Stereo-Erlebnis für die Stube.
Natürlich verliert das Experiment von seinem Reiz, wenn man die raumfüllende Wirkung nun auf zwei Ohren und Richtungen vermindert. Dass sich für die Musik drei Künstler von N + [BOLT] an je fünf Verstärkern austoben konnten, lässt sich bei „15 Amps“ als Album nicht mehr nachvollziehen. Ebenso muss man die 47 Minuten Musik entweder sehr laut oder mit wirklich guten Kopfhörern geniessen. Dann tut sich aber eine Spannung auf, die man nicht vermuten würde. Leises Knacken, einzelne Saitenanschläge, Steigerung und Crescendo.
Was N + [BOLT] zuerst als ruhige und meditative Ambientübung starten, das ändert sich Minute um Minute zu einer Predigt der Rückkopplungen und Verzerrungen. Ähnlich wie beim namenlosen Studioalbum gilt es auch hier, der Hypnose zu widerstehen und sich am Ende vom Lärm und den Drones nicht verschlingen zu lassen. „15 Amps“ bleibt zwar etwas zu zahm und leistet sich lange keine Ausbrüche, verliert aber niemals alle Faszination.