Band: Monochromie
Album: Angels and Demons
Label/Vertrieb: Fluttery
Veröffentlichung: 3. September 2012
Website: wilsontrouve.com
Geschrieben von: Dennis Bäsecke
Wer schon einmal Stundenlang einem Klang nachforschend am Klavier (oder Computer) gesessen hat, kennt das Gefühl, das Wilson Trouvé auf „Angels and Demons“ vermittelt. Der französische Künstler legt damit das Debüt seines musikalischen Projektes Monochromie vor. 13 durch ein elektronisches Milchglas verzerrte Klavierträumereien – Jam-Sessions mit sich selbst: Wie in Trance wiegt Trouvé sich und uns durch seine musikalischen Gedanken.
Zu seinen Einflüssen zählen neben Sigur Ros oder Bian Eno auch Chopin, Satie und Schubert. Gerade zu der Musik und Ideenwelt Erik Satie’s lassen sich direkteste Bezüge hören; auch hier wird durch Wiederholungen das musikalische Material „ausgeschaltet“ und das Ohrenmerk auf Facetten und Spektren gelenkt, die sonst im Schatten blieben. In White Storm wird dies so deutlich, dass man fast nur noch Zwischentöne hört. Obertöne, zwischen denen mit gezielter Verzerrung changierende Farbverläufe geschaffen werden. Knistern, Kratzen und Knacken; Eine Sinfonie der Mikro-Noises. Musik unter dem Mikroskop.
Während ich dem langsam erwachenden Eröffnungstrack „Skylines“ lausche betrachte ich einige Werke des bildenden Künstlers Wilson Trouvé und tauche so ganz in seine Welt ein. Er präsentiert schnörkellose Musik mit dem Mut ungeschliffene Kanten zu haben, Musik die sich in ihrem installativen Charakter meist im Orbit eines einzigen Klanges, Tons oder Akkordes ein ganzes Universum erobert. „Erosion“ zum Beispiel kreist um einen angezerrten E-Piano-Loop der sich ganz langsam verändert. Dezent schleicht sich ein kaum hörbarer Beat ein, wobei die Verzerrung immer mehr die Rolle eines eigenständigen musikalischen Parameters einnimmt. Das ist eine Idee, die in fast jedem der 13 Stücke zum Einsatz kommt.
Trotzdem ist es keineswegs laute Musik: Der Noise-Anteil befindet sich vor allem im obersten Frequenzbereich. Dazu tritt hier und da ein sanftes Ticken. Derart behutsame Übersteuerung ist schon bemerkenswert. Treffend beschreibt Labelgründer Taner Torun diese Kompositionen als „Musik der Schlaflosigkeit“.
Zugegeben, man braucht schon Geduld, um diese Musik zu hören und wer sich mit Meditation schwer tut, wird spätestens nach der Hälfte dieser Platte nervös werden. Sie ist ein Fest des Nach-Halles, des Innehaltens und des Stehenbleibens. Deutlich ist der Bezug zur bildenden Kunst: „Angels and Demons“ scheint wie ein Soundtrack zu einer Installation, oder gar wie ein Zyklus von 13 klingenden Gemälden. Solch melancholische, fremde Klangwesen wie „Ataraxie“ oder „#1“ sind sicher nicht für Top of the Pops gemacht.
„Echos“ spielt mit Mallet-Sounds und erinnert fast an ein Gamelan-Orchester, während „Antennas“ klingt, als würde Yann Tiersen eine seiner Klavierkompositionen spielen und die Hallfahne jedes Tones ins unendliche ziehen. Dazu kommen Anklänge eines Akkordeons und das Ganze verklingt über eine Minute im Funkeln der Obertöne. „Gorace Zarzewie“ begrüsst uns fast wie ein Track von David Gilmour und überrascht dann nach einer guten dreiviertel Stunde instrumentaler Musik mit einer weiblichen Sprechstimme.
Es stellen sich bei solcher Musik ähnliche Fragen, wie beim eingangs erwähnten Komponisten Erik Satie. Musik als Zustand statt als „Entwicklung“. Das ist schon ein ganz anderer Ansatz als der des Songwriters. Wilson Trouvé überzeugt als Künstler und stellt uns ein schlüssiges musikalisches Konzept vor.
Tracklist:
1. Skylines
2. A Sunny Afternoon
3. Erosion
4. Sniezny Krajobraz
5. White Storm
6. Frozen Sea
7. Untitled (Snow)
8. Undefined Field
9. Ataraxie
10. #1
11. Echos
12. Antennas
13. Gorace Zarzewie
Bandmitglieder:
Wilson Trouvé
Gründung:
2012