Autor: Moby
Titel: Then It Fell Apart
Verlag: Faber And Faber
ISBN: 978-0571339402
Webseite: moby.com
Achtung: Nebst der Gefahr, dass man beim Lesen dieses Buches immer wieder gewisse Moby-Songs als Ohrwürmer durch den Tag trägt, behandelt diese Autobiografie schonungslos Themen wie Suizid, Drogensucht und Sex.
„Don’t you know who I am?“ Nach seinem Beginn und dem kommerziellen Aufstieg, welche der Musiker in seinem ersten, biografischen Buch „Porcelain“ beschrieben hatte, widmet sich Richard Melville Hall mit dem zweiten Band „Then It Fell Apart“ den düsteren und hoffnungslosen Stunden in seinem Leben. Das geschieht nicht nur auf eine lockere und zugängliche Weise, sondern überrascht, ja schockt gar immer wieder mit Offenheit und brutaler Ehrlichkeit. Eskapaden werden in allen dreckigen Details beschrieben, psychische Probleme und Kämpfe dargelegt.
Schon früh in seinem Leben mit einer starken Form von Panikattacken diagnostiziert, flüchtete sich Moby durch den weltweiten Erfolg mit dem Album „Play“ in einen Alltag voller Alkohol, harten Drogen, schnellem Sex und emotionaler Leere. Ein Verhalten, das er selber schon in jungen Jahren bei grossen Bands beobachten konnte, aber nie so enden wollte. Aber es kommt im Leben eben immer anders und der Amerikaner zersplitterte völlig. Da halfen weder Aufmerksamkeit noch Begehren, das Dasein wurde zu einem selbstzerstörerischen Strudel.
„Then It Fell Apart“ ist weniger eine gesamtheitliche Betrachtung seines Lebens, sondern mehr eine Chronologie diverser Eskalationen. Moby trifft auf bekannte Namen wie David Bowie, Bono oder David Lynch, wird von Russel Crowe angeschrien, spielt mit Lana Del Rey in einer Band und trifft sich privat mit Natalie Portman. Ob dies wirklich alles wie beschrieben passierte, das ist unsicher wie auch egal. Denn mit seinen Memoiren will Moby vor allem eines: Sein Gewissen beruhigen, sein Leben verbessern und frühe Fehler wiedergutmachen. Und da gibt es einiges zu tun, denn diese Chronik ist wie ein ewig währender Alptraum.
Für Fans von Mobys Musik gibt es in „Then It Fell Apart“ immer wieder Szenen, welche einem schmerzen und leer schlucken lassen. Als Autor zeigt sich der Musik gnadenlos, besonders mit sich selber, und verbindet die dunklen Stunden der Nullerjahre mit Episoden aus seiner Jugend. Zeitspringend bewegt man sich durch das Buch, bis man am Ende wieder beim Anfang angelangt ist. Dazwischen erlebt man nicht nur oben beschriebene Zeiten, sondern immer wieder Geschichten, welche Figuren wie Mafiabosse, Putin oder Trump beinhalten – und zugleich das Leben in den USA scharf kommentieren und verurteilen.
Ein einfacher Genuss ist „Then It Fell Apart“ nicht, abgeschlossen sowieso nicht. Und auch wenn sich gewisse Teile repetitiv und etwas zu detailliert beschrieben anfühlen, diese Läuterung trifft mit Emotionalität und Aufrichtigkeit. Wenn man alles hat und dies nichts bringt, dann fällt das Leben auseinander. Auch als globaler Star. Nur schade, werden die musikalischen Geschehnissen in den beschriebenen Jahren oft ausgeklammert. Aber ein dritter Teil folgt bestimmt.
Text: Michael Bohli