Band: Misses Poe
Album: War Crimes
Genre: Electro Pop / Noise
Label: Eigenveröffentlichung
VÖ: 18. August 2018
Webseite: missespoe.com
Ach ja, der Schmerz nach einer Trennung. Die Welt scheint nicht nur verloren, sondern auch der Krieg und jegliche Lust auf weitere, verheissungsvolle Tage. Bestenfalls wird eine solche Energie aber in Kreativität umgemünzt und zu „War Crimes“ verarbeitet – das will uns zumindest der Begleittext der ersten EP von Misses Poe weismachen. Aber wie bereits die begleitenden Sätze es vermuten lassen, hier ist alles ein wenig verrückt und zweideutig. Winterthur ist um eine lärmige Electro-Pop-Band reicher.
Neil Nein (Bordeaux Lip) und Rave Dave (Franky Four Fingers) toben sich auf ihrer ersten EP unter dem Namen Misses Poe wunderbar aus. „I’m So Glad You Came Here To Hang Yourself“ heisst nicht nur der zweite Song, es dient auch gleich als Leitsatz für diese verrückte Welt. Krummer Gesang trifft auf scheppernde Synthies, alle Frequenzen klingen unsauber, die Beats bröckeln am Fundament. Alles im ertragbaren Ausmass, bis „Breastfeeding Balsamico“ zumindest, denn bei dem Track zerfällt jede Ordnung und der persönliche Geschmack muss sich zuerst an die Aussagen gewöhnen.
Misses Poe hatten wahrscheinlich genau dies im Sinn, denn die Gitarren, Texte und Sounds stossen so schnell ab, wie sie auch faszinierend anziehend wirken. „War Crimes“ driftet in die Experimente von The Legendary Pink Dots ab, nimmt sich das Songformat aber weiterhin als hehres Ziel. Und das funktioniert sehr gut. Schliesslich verletzt die schrille Plastikpistole auf dem Cover nur dann, wenn Säure in den Tank gefüllt wird. Aber dieser Schuss würde ziemlich sicher nach hinten los gehen.
Tracklist:
1. The Factory Where All The Naive Questions In The World Are Made
2. I’m So Glad You Came Here To Hang Yourself
3. A Homeless On House Arrest
4. Breastfeeding Balsamico
5. You Can Be Kind Of Harsh When You’re Asleep
Bandmitglieder:
Neil Nein – Gesang und Becken
Rave Dave – Gitarre und Synthesizer
Gründung:
2017
Text: Michael Bohli