Beat The Rich / VÖ: 5. Juli 2019 / Wave Pop
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Text: Michael Bohli
Das Cover macht diesen Strudel an Eindrücken und Ausdrucksweisen bereits komplett: Ein helles Violett, mit der dunklen Seite leicht kokettierende Kleidung und Schmuck – plus einen grossen Ausschnitt und viel Kurven. Mia Morgan führt auf ihrer ersten EP „Gruftpop“ zusammen, was man nicht einmal bei diesem Titel vermuten würde. Denn die junge Musikerin aus Kassel nutzt ihre Schwäche für Wave, Gothic und Punk aus, um den NDW-Pop mit Schattierungen zu versehen. So wirr, so angenehm?
Grosse Gitarrenwände und ein energischer Gesang eröffnen die EP mit dem Song „Valentinstag“, welcher textlich in Mädchenfantasien eintaucht und diese mit Rachegelüsten garantiert. Das ist bereits tiefrot und blitzend zugleich, bleibt aber auch der lauteste Track. Mia Morgan nutzt danach die Beats und Keyboards um die kühlen Achtziger wiederzubeleben, inklusive kitschigen Refrains („Es geht dir gut“) und sanft quietschendem Sprechgesang („Immer immer immer“). Da gibt es so viele Sprünge, dass der Endboss superschnell daherkommt und die wirklich guten Stellen unscharf vor dem Auge nachzeichnet.
„Gruftpop“ ist schon fast irre in seiner Form, was „Gothgirl“ beweist. Der Indie-Song ist vom Text her zuckersüss und knallt sich dann plötzlich einen Schlager-Beat zwischen die Strophen. Helene Fischer wäre dies zwar zu dunkel fürs Gesicht, ihre Beine würde sie aber bestimmt bewegen und wer den Text nicht versteht, der gleich mit. Mia Morgan schnappt sich zum Schluss den „Waveboy“ mit viel Deutsch-Pop-Schmiss, zertrümmert die Ängste vor den Klischees und zeigt allen Hassern ihre Fledermausklauen. Da muss man sich darauf einlassen, da sollte man nicht zu eng denken – sonst verpufft der Spass mit all seinen Luftblasen.