Metric Music / VÖ: 8. Juli 2022 / Indie Rock
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Text: David Spring
Wer kennt es nicht? Da hört man nur Metal und Gebolze und auf einmal kommt eine Gruppe daher, die von Gitarrenriffs und Gebrüll nicht weiter entfernt sein könnte und Emotionen auslöst, die man noch nie gefühlt hat. Eine solche Band sind Metric für mich, deren intrikaten Melodien, die poppigen Rhythmen und der liebliche Gesang sind eine Offenbarung. Mit „Formentera“ steht das achte Werk der Truppe um Frontfrau Emily Haines ins Haus.
„This is what happened“, steht simpel in den Linernotes: Pandemie, Krieg, politische und soziale Unruhen überall. Wie viele andere waren auch Metric desillusioniert ob dem Weltgeschehen der letzten Jahre. Da überrascht es nicht, dass die, nach der kleinsten Baleareninsel benannten Platte, ernüchternd daherkommt. Der Titeltrack besingt, wie viel wir während der Pandemie aufgeben mussten und wie schwierig, aber befreiend dies war. Dass ein Urlaub auf der namensgebenden Insel derzeit nicht möglich war, inspirierte die Band umso mehr.
Musikalisch sind Metric auf „Formentera“ abwechslungsreicher denn je. Mal entspannt, dann wild und rockend. „Enemies Of The Ocean“ fliesst gemächlich vor sich hin, während „What Feels Like Eternity“ ein 90s-inspirierter Synthie-Rocker ist. „False Dichotomy“ ist gut gelaunter Indie-Pop mit kitschigen Keyboards und sympathischen Melodien, das verspielte Rock-Brett „Oh Please“ zeigt uns Emily Haines in Höchstform. Dann ist da der epische Opener „Doomscroller“! Mit über zehn Minuten Spielzeit ist der fantastische Song wie nichts, was wir je von Metric gehört haben.
Den Texten merkt man an, dass die mitunter düstere Weltanschauung der Band von der Realität eingeholt wurde. Häusliche Gewalt, das Aussterben von immer mehr Tier-Spezies, Flüchtlingsströme oder die ausser Kontrolle geratene Polizeigewalt in den USA sind nicht mehr nur dunkle Fantasie, sondern trauriger Alltag. Trotzdem haftet jedem Song ein wundervoll versöhnliches Gefühl an: „Whatever you do, either way we’re gonna love you.“ So dunkel die Zukunft auch scheint, solange wir Menschen zusammenhalten, besteht die Chance, dass alles gut wird. Diese liebevolle Hoffnung ist es schlussendlich, die Metric effektiv vermitteln und die „Formentera“ zu einer hervorragenden Platte macht.