Ultimae Records / VÖ: 23. November 2017 / Ambient, Downtempo
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Text: Michael Bohli
Du stehst am Rand eines kleinen Bergsees, im glatten Wasser spiegelt sich die Umgebung und in grauen Abstufungen auch dein eigener Körper. Nichts rührt sich in der Umgebung, kein Wind ist zu spüren, keine Tiere sind zu hören. Du atmest einmal tief durch und stösst dich dann vom Kiesboden ab, kippst nach vorne und durchtrennst die kalte Oberfläche des Sees mit deinen Händen. Augenblicklich wird alles anders, ein Stromstoss schnellt durch deinen Körper und in deinen Gehörgängen vernimmst du Musik, die immer näher kommt. Willkommen bei „Ligand“ von Martin Nonstatic.
Mit der neusten Veröffentlichung hat sich das Ambient-Label Ultimae aus Lyon wieder einmal selber übertroffen – und bleibt interessanterweise extrem genau in dem Spielfeld, das es sich selbst aufgebaut hat. Denn das neuste Werk von Martin Nonstatic aus Holland ist eine meisterhafte Konstruktion aus trockenen Beats, hellen Synthieflächen und auf den Punkt gebrachten Steigerungen. „Ligand“ lässt sich zwar in einzelne Tracks unterteilen, wirkt aber nur als gesamtes Album vollends.
Denn Martin Nonstatic nimmt mit jeder Minute neue Entwicklungen in seine Tonspuren auf, moduliert einzelne Klänge und kreiert hypnotische und organische Eindrücke von Hand. Der Beginn mit „Outermost Structure“ ist reine Perfektion, „Variegation“ knistert hübsch und „Trochilidae“ ist Balsam für die Seele. Das Album ist immer gefühlvoll, andersartig und doch seltsam vertraut. Man schlägt nie auf dem Boden des Sees auf, sondern zieht wie ein Fisch durch die einzelnen Strömungen, nur um am Ende komplett trocken, aber tief verändert wieder aufzutauchen.