Kscope / VÖ: 20. Mai 2022 / Electronica
mariuszduda.md
Text: Michael Bohli
Es klirrt und klingt abstrakt wie bei David Sylvian, wenn Mariusz Duda seinen erlebten Lockdown im gleichlautenden Lied besingt. In reichlicher Entfernung zum Art Rock, die der Musiker aus Polen sonst mit seiner Band Riverside oder als Solokünstler unter dem Namen Lunatic Soul kreiert, ist «The Lockdown Trilogy» ein Paket mit 32 Tracks, die locker daherkommen und das Spannungsfeld Electronica ausloten. Mit Pianomelodien, perkussiven Spielereien und wenig Gesang wird die Isolation zur Ideensuche.
Aus Stücken wie «Claustrophobic Universe» oder «Interior Drawings» hört man die Leidenschaft von Mariusz Duda für Namen wie Jean-Michel Jarre oder Tangerine Dream heraus, Synthesizer, Sequenzer und Repetitionen lassen wunderbare Stimmungen und Klangumgebungen entstehen. Oder nachdenklich mysteriöse Takte, fast wie eine Kombination aus Max Richter und John Carpenter klingend («SHAPES IN NOTEBOOKS»). Die drei Alben sind nicht bloss Fingerübungen und Bastlerstunden, sondern eine Besinnung auf minimalistische Grundlagen und fast vergessene Arbeitsweisen. Keine Band, kein Überfluss – ein Mann und sein Heimstudio fangen zwei verwirrende Jahre ein.
Wer sich das edle Paket gönnt, der erhält nebst «The Lockdown Trilogy» eine vierte CD mit digital unveröffentlichtem Material. «Let’s Meet Outside» ist eine wunderbare Ergänzung und keinesfalls Restverwertung, die Beats werden dichter, Mariusz Duda lässt das Leben pulsieren. Diese zweieinhalb Stunden lohnen sich dank den vielen Ideen und Details mehrfach, stimmungsmässig gibt es an der Musik eh nichts auszusetzen. Das ist man sich von Duda bereits gewohnt.