Hummus Records / VÖ: 1. März 2019 / Lo-Fi, Folk
louisjucker.ch
Text: Michael Bohli
Die Schreie sind verstummt, die Freunde weit weg, das Bedürfnis nach epischen Kreationen gestillt. Nach seinem gewaltigen Projekt L’Altro Mondo, aus welchem die stürmische Wildkatze namens Autisti entstanden ist, und zwischen selbstzerstörerischen Auftritten als Frontmann von Coilguns hat sich der Westschweizer Louis Jucker alleine an der Meeresküste in Norwegen niedergelassen und ein neues, intimes Album aufgenommen. „Kråkeslottet [The Crow’s Castle]“ heisst das Kind und ist leise, zerzaust und liebenswürdig.
Louis Jucker ist kein Musiker, der seine Ideen perfekt ausformulieren muss um Gefallen an den Melodien und Songs zu finden. Viel lieber lässt er seine Gedanken roh und direkt in die Welt fliessen, spielt alle Instrumente selber und nimmt sich in abgelegenen Gebieten auf Band auf. Ob als in sich gekehrter Singer-Songwriter („Storage Tricks“) oder als verschrobener Klangforscher mit beschränkten Mitteln („The Stream“), „Kråkeslottet [The Crow’s Castle]“ ist ein zartes und zerbrechliches Kunstwerk. Im Hintergrund vernimmt man das Rauschen des Meeres, man scheint die Hütte knarren zu hören und fühlt die Ewigkeit der Natur.
Wie der Wind gleitet man durch das Zwischenspiel „Ulf’s Interlude“, um zwischen Klavier, Walknochen und einer Zither mit Louis Jucker die kurzen Tage und langen Nächte zu überstehen. Das Album „Kråkeslottet [The Crow’s Castle]“ ist eine sehr persönliche Begegnung und dank dem Lo-Fi-Folk eine Atmosphäre, die so schützenswert wie bereichernd wirkt. Melancholisch gibt sich das Album am Ende mit „Merry Dancers“ und schaut sehnsüchtig in die Ferne. Wohlwissend aber, dass das Glück und die Schönheit bereits hier bei uns liegen.