Verve Records / VÖ: 15. April 2022 / Indie, Folk
kurtvile.com
Text: Torsten Sarfert
„Going on a plane today“, „Flying (like a fast train)“, „Mount Airy Hill“, „Cool Water“. Ein grosser Teil der Songtitel auf dem neuen Album „(watch my moves)“ von unser aller Lieblings-Slacker Kurt Vile klingt nach Ferien.
Dementsprechend entspannt geht es dann auch die kompletten 74(!) Minuten zu: Sanft dahinperlende Gitarren, maximal zurückgelehnte Gesangslinien, unaufgeregte Drums und gelegentliche Keyboardtupfer verschaffen uns die Auszeit, die wir alle so gut gebrauchen können. Man fühlt sich wie Kurt Vile auf dem Albumcover. Mitten im Wald, entspannt mit seinen beiden Töchtern im Arm auf einem Holzsteg sitzend. Die Alligatormaske, aus der der Betrachter angestarrt wird, löst bei letzterem einen Fluchtreflex aus. „Stör‘ mich ja nicht hier in meiner Idylle!“, scheint er trotz aller Entspanntheit zuzurufen.
Während der unseligen Coronazeit und somit notgedrungen, spielte das ex-War on Drugs-Mitglied (fast) im Alleingang das kontemplative und zuweilen psychedelische Album mit einer Handvoll Gästen ein. Darunter zusammen mit seinen Violators nach dem Lockdown den Track „Like Exploding Stones“. Weitere Gäste sind Cate Le Bon, Stella Mozgawa (Warpaint), Sarah Jones (Hot Chip), die komplette Band Chastity Belt und Saxophonist James Stewart vom Sun Ra Arkestra, denen er sich ohnehin musikalisch sehr verbunden fühlt. Hinzu kommt ein bemerkenswertes Cover eines weitgehend eher unbekannten Tracks von Boss Bruce Springsteen. Kurt Vile drückt „Wages Of Sin“ seinen ganz eigenen elegisch-psychedelischen Stempel auf. Und dies über ganze sieben Minuten und vierundreissig Sekunden! Das Ganze ist also nichts für spotify-konditionierte Hörer:innen.
Also Handy weg, Rucksack gepackt und ab in den Wald „(watch my moves)“ hören. Diverse Formate des erwähnten Albums samt passender Abspielgeräte sind ausdrücklich erlaubt. Danach seid ihr wie neu. Versprochen.