Eigenveröffentlichung / VÖ: 24. Juni 2022 / Art Rock
kristeenyoung.com
Text: Michael Bohli
Trotz Cover und musikalischem Inhalt ist man bei «The Beauty Shop» noch nicht bei Tim Burton und seinem wahnsinnigen Friseur angelangt. Blutig geschnippelt wird aber auch auf dem neuen Album von Kristeen Young, in den Texten und mit den Sounds. Die eigenmächtige Künstlerin zeigt sich als erstarkte Regentin im experimentellen Art Rock und serviert acht eigenwillige Songs, die komplett selbst geschrieben, eingespielt und produziert wurden. Ohne Label, ohne falsche Beeinflussung – her mit den Fantasien und Emotionen.
Auf letzteren basieren die Lieder und stellen die unterschiedlichen Aspekte im Gefühlsleben eines Serienmörders dar. Kein einfacher Stoff, der mit den sperrigen Sounds und ungewohnten Strukturen verstärkt wird. Stimme und Gitarre gehen zusammen oder gegeneinander, Schlagzeug und Bass rumpeln quer durch das Album, Piano und Keyboard reissen die Bretter aus dem Boden. Kristeen Young peitscht uns durch das Bläser-verzierte «Sara Get The Baby», nachdem «Life Kills» zu Beginn die Oper besuchte.
Zwischen The Anchoress und Kate Bush landen die Stücke, «Absence Makes The Heart Grow Father» ist ausladend und mit Wahn garniert, wunderbar mitreissend dagegen «Sue Veneer» mit seinen Gitarrenflächen. «The Beauty Shop» ist keinesfalls eine Platte, die bloss aufwühlen will, dafür ist der Umgang mit Harmonien und Melodien zu gut. Losgelöst von den Konventionen hat Kristeen Young erneut ein Album geschaffen, welches die kreativen Möglichkeiten der Rockmusik aufzeigt.